… heute von Claudia aus Hamburg:

Wir haben so viele Hunde bei Streunerglück – alle so unterschiedlich: groß/klein, Welpe/Junghund/ausgewachsen, aufgedreht/entspannt und auch farblich ist bei uns wirklich alles vertreten.

Wir bekommen regelmäßig Fotos und Videos von unseren Tierschützerinnen aus Mostar, die die Hunde in der Vet oder Fortschritte unserer Schützlinge im Streunerdorf zeigen. Es sind immer kurze Momentaufnahmen, aber es ist immer ein Hund dabei, der einen anspricht. Man kann gar nicht sagen wieso, aber dieser Hund ist dann für einen selbst was Besonderes.

Mein „Beuteschema“ kennen die Mädels ganz genau: groß und gerne ein bisschen anders als die anderen. Mal ist es das Fell, die Zeichnung im Gesicht oder die Haltung auf den Fotos, was diesen Hund aus der Reihe fallen lässt. Ganz im Gegensatz zu den anderen bin ich nicht so verrückt nach den Welpen. Ich denke mir immer, die Welpen haben es einfach unterzukommen, denn Welpen finden alle süß. Ich schaue mir immer die Älteren an und von daher waren alles ganz erstaunt, als ich plötzlich mein Herz an Hilde – Welpe und Schäfer-Mix – verloren hatte.

Ich erkundigte mich so regelmäßig in Mostar nach ihr, dass es auch da nicht unbemerkt blieb und als dann irgendwann die Info kam, dass Hilde positiv auf Demodex getestet war, stand fest, dass ich sie so schnell wie möglich zu mir nach Norddeutschland in Pflege nehmen wollte.

Dann kam die November-Tour mit Steffi nach Mostar, wo ich die Gelegenheit hatte, die kleine Maus im Streunerdorf zu besuchen. Hilde war draußen mit den anderen, aber separiert in einem kleinen Zwinger, damit sie sich beim wilden Toben nicht noch irgendwie verletzte. Oh mein Gott, sie sah so klein aus und ihre Haut – vor allem ihr Kopf – war von Demodex gezeichnet. Ich machte ein paar Fotos und dann kümmerten wir uns um unsere Hunde, die dieses Mal das große Glück hatten, in ihre Familien nach Deutschland zu kommen.

Von da an ging mir Hilde nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte Geburtstag, es kam Weihnachten und immer, wenn die Frage kam, was ich mir den wünschen würde, war meine Antwort: „Ich will Hilde in Pflege.“

Endlich hatte ich meinen Mann so weit und mein Geburtstagsgeschenk war, dass Hilde kommen durfte. Ich sagte Bescheid, dass Hilde für die nächste Tour im Januar fest eingeplant werden kann. Anfang Januar kam dann die Info, dass Hilde leider nicht mit kann – wir hatten so viele Hunde, die fest vermittelt waren, dass Pflegestellenhunde warten mussten. Ich war enttäuscht, denn die nächste Möglichkeit war dann erst wieder Mitte März und das bedeutete, dass Hilde den ganzen nassen und kalten Winter in Mostar bleiben musste. Sie war mittlerweile aus dem kleinen Zwinger raus und in einen der Räume bei Jozo gezogen, weil die Demodex nach ihrer Kastration noch mal einen heftigen Schub bekommen hatte.

Also fing ich an, meinen Mann davon zu überzeugen, dass wir doch mal wieder ein Wochenende wegfahren könnten – ohne Kinder. Und was für ein Zufall, dass das richtig schöne Hotel „Mepas“ in Mostar ein wirklich tolles Wochenendangebot zum Valentinstag hatte. Ich kann nur mal wieder sagen, ein Glück, dass mein Mann meinen ganzen Wahnsinn mit Streunerglück unterstützt. Er opferte also 2 Tage seines kostbaren Urlaubs und es stand fest, dass wir den Valentinstag in Herzegowina verbringen.

Am Donnerstagnachmittag ging es dann los – erst mal nur bis Passau, wo wir ein schönes Hotel für die Nacht hatten. Ich wollte es meinem Mann so angenehm wie möglich machen, denn es waren schon einige Kilometer, die wir da abgerissen haben. Knapp 2.000 km eine Strecke und keiner wusste, wie das Wetter in Österreich, Slowenien, Kroatien oder Bosnien & Herzegowina sein würde. Wir hatten Glück, denn nur in Kroatien lag richtig viel Schnee, ansonsten alles frei und die Sonne schien sogar auch.

Wir kamen spät abends in Mostar an, wo wir von 2 von unseren Tierschützerinnen schon erwartet wurden. Die waren so begeistert, dass wir außer der Reihe diese Tour machten und ein paar Schützlinge nach Deutschland holten, dass sie es sich auf keinen Fall nehmen lassen wollten, mit uns zu Abend zu essen.

Am nächsten Tag zeigte ich meinem Mann, wo und wie unsere Hunde untergebracht waren. Ich kannte das ja schon aus dem November, aber mein Mann war schon beeindruckt, als er unser Streunerdorf mitten in den Bergen sah. Auch Jozo machte gleich mächtig Eindruck bei ihm. Wenn man diesen Mann sieht, der so wenig hat und trotzdem nicht mit dem Schicksal hadert – einfach eine Seele von Mensch und die Hunde lieben ihn.

Zuallererst ging es zu Hilde, die vor der Tür saß und sich freute, dass jemand da war, der Zeit für sie hatte und sich ein wenig mit ihr beschäftigte. Der ganze Kopf war verschorft und ihr Fell ganz löchrig, aber ihre schmusige und aufgedrehte Art ließ einen einfach schmunzeln.

Natürlich wurden auch die anderen Hunde begrüßt und wie immer war der Lärm ohrenbetäubend, denn jeder Hund versuchte, so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu bekommen. In dem kleinen Zwinger, in dem im November noch Hilde saß, waren jetzt unsere Welpen untergebracht. So waren sie zwischen den anderen Hunden, konnten aber nicht „unter die Räder“ kommen.

Wie immer verging die Zeit viel zu schnell. Wir machten noch ein bisschen Touriprogramm – die Altstadt und die Brücke in Mostar sind Pflicht! – und nach einem wirklich tollen Abendessen am Valentinstag ging es dann Sonntag nach dem Frühstück schon wieder Richtung Heimat.

Sonntag um 7:30 Uhr morgens trafen wir uns im Streunerdorf, um Hilde und die anderen zu holen und um 8:15 Uhr waren wir auf der Straße. Wir überlegten lange hin und her, ob wir auf dem Rückweg auch noch mal übernachteten, aber da Montag ja ein ganz normaler Arbeitstag war, entschieden wir uns dann durchzufahren, damit auch wirklich alle Zeit hatten, ihre Hunde entgegenzunehmen. Also knapp 2.000 km wieder zurück Richtung Heimat – aber Dank meinem Mann, viel Kaffee bzw. Energy Drinks und einem Hörbuch von Atze Schröder, das uns vor lauter Lachen gar nicht an Schlafen denken ließ, kamen wir Montagfrüh um 2:15 heil wieder in Hamburg an.

Tja, und seit ein paar Tagen haben wir Hilde nun bei uns. Die kleine Fellnase hat meine 3 Hunde gleich von sich überzeugt. Meine Kinder haben auch sofort ihr Herz an sie verloren und ich versuche mich wieder an einen Alltag mit Welpen zu gewöhnen, denn auch wenn Hilde schon 9 Monate ist, muss der Frechdachs alles neu lernen. Stubenrein ist sie noch nicht, Schuhe hat sie zum Fressen gern und spazieren gehen an der Leine ist auch noch ein Abenteuer. Dafür lässt sie sich ohne Probleme baden, verträgt ihre Medizin bis jetzt sehr gut und genießt es sichtlich, jeden Tag einen vollen Bauch zu haben. Ganz schnell hat sie verstanden, dass der beste Schlafplatz auf und nicht vor dem Sofa ist und es ist ihr egal, ob meine Hunde spielen wollen oder nicht, sie nervt so lange, bis sich jemand erbarmt – meistens Ronjo, der alte Kasperkopf.