WICHTIG: Bitte kennzeichnet euren Hund unmittelbar nach seiner Ankunft mit eurem Namen und eurer Telefonnummer am Halsband, damit er euch jederzeit zugeordnet werden kann!

Tipps zur Eingewöhnung eines Hundes

Nach dem Einzug kann der Hund Verhaltensweisen und Symptome an den Tag legen, die erfahrungsgemäß nicht untypisch in der Eingewöhnungsphase sind und nicht unmittelbar Besorgnis erregen müssen. Aus unserer langjährigen Erfahrung ist es nicht ungewöhnlich, wenn in der Zeit nach dem Einzug euer neuer Hund:

  • überdreht ist und nicht zur Ruhe kommt
  • nur liegt und sich nicht traut, sich zu bewegen, bzw. sich Unterschlupf wie z. B. eine Eckbank sucht und nicht hervorkommt
  • Durchfall hat
  • sich lange das Pipi machen verkneift oder nur in die Wohnung macht, weil er sich draußen noch nicht traut
  • (speziell Rüden) die Wohnung markiert
  • zeigt, dass er seine Ruhe haben möchte (knurren aus Unsicherheit)
  • Fressneid zeigt (er/sie weiß ja noch nicht, dass es immer etwas gibt)
  • winselt und jammert (evtl. Trauer bzgl. des Verlustes von Geschwistern oder lieb gewonnenen Freunden)
  • nicht Gassi gehen möchte
  • sich nicht ins Haus traut
  • Futterquellen wie Mülleimer / gelbe Säcke sucht oder versucht, Dinge aus der Küche zu stehlen
  • Angst vor Alltagsgegenständen wie Toaster, Staubsauger, Fernseher usw. hat

Einige dieser Punkte werden häufig mit einer Krankheit erklärt. Dabei ist der Hund nicht krank, sondern hat einfach Stress, Unsicherheit, Nervosität oder Angst. Die meisten Sachen, die zuerst auf eine Krankheit geschoben werden, erledigen sich nach ein paar Tagen (etwa bis zu 7 Tagen) von alleine. Bitte habt einfach etwas Geduld mit eurem Schatz, denn er oder sie wird euch dann in den nächsten Wochen auf positive Art zum Staunen bringen.

Anfänglich kann es sein, dass der Hund seinen Namen nicht kennt. Unsere Tierschützerinnen vor Ort geben sich wirklich alle Mühe, die Hunde gut zu versorgen. Nachdem es aber nicht einer alleine ist, hört der einzelne Hund nicht so häufig seinen eigenen Namen. Außerdem haben wir hier eine Sprachbarriere, denn die Namen werden im Bosnischen oder Kroatischen meist anders ausgesprochen als in Deutschland. Wir können euch versichern, dass euer Fellnäschen sich schnell an den Namen gewöhnt und sich damit verbindet.

Manchmal machen wir Menschen den Fehler und sind zu übereifrig beim Arbeiten mit dem neuen Familienmitglied. Euer Hund sollte erstmal ankommen dürfen. Beim Erziehen geht bitte einen Schritt nach dem anderen und nicht zehn auf einmal. Dies überfordert euren Schatz, was wiederum zur allgemeinen Unzufriedenheit führen kann. Zudem soll euer Schatz lernen, dass er Dinge toll macht, denn Lob und Erfolg lässt ihn wachsen und schweißt euch zusammen.

Nachdem nun die Anfangsphase hinter euch liegt, der Hund seine Anfangsschwierigkeiten überwunden hat, können trotzdem noch einige Sachen auftreten. Häufig ist die Begegnung mit fremden Hunden an der Leine schwierig. Straßenhunde sprechen „Hundisch“. Sie beherrschen die Körpersprache bestens und bemerken Fehlverhalten von Artgenossen. Nicht, dass der fremde Hund den Fehler macht. Im Regelfall läuft aber kein Hund auf geradem und direktem Wege zu einem unbekannten Hund. Dies wird teils mit einem direkten Angriff in Verbindung gebracht und es schaltet sich eine Schutzfunktion ein. Ab und zu ist ein Aufführen an der Leine auch einfach Frustration, denn man möchte gerne zu dem anderen Hund, kann aber nicht. Unsere Hunde werden zwar vor Ort von unseren Tierschützerinnen auch an der Leine trainiert, allerdings wird lediglich die Leinenführigkeit geübt und nicht die Hundebegegnung. Mit etwas Training kann man aber auch die Begegnung an der Leine entspannen. Generell muss der neue Schatz noch viel lernen und auch erzogen werden. Ratsam ist hier eine Hundeschule oder ein Hundetrainer.

Aus unserer Erfahrung haben einige Ex-Straßenhunde eher mit größeren Hunden Probleme als mit kleineren. Auf der Straße mussten alle irgendwie überleben und oftmals haben die „Kleineren“ gegen die „Größeren“ im Kampf ums Futter verloren. Oder die „Kleineren“ haben gelernt, sich durch aggressives Verhalten oder Verbellen des „Größeren“ durchzusetzen. Dieses Verhaltensmuster wird nicht abgelegt, nur weil sie jetzt in einer Familie leben. Auch hier muss geübt werden. Hunde, die ihren Halter schon einmal verloren haben oder nie einen hatten, und sich jetzt freuen, wieder oder generell eine Bezugsperson zu haben, hängen sich sehr an diese. Deshalb ist Verlustangst auch ein Thema bei manchen. Bitte übt sehr langsam und sehr behutsam das Alleine bleiben.

Bitte erwartet keinen „fertigen“ Hund, denn diesen bekommt ihr nirgends. Versucht beim Training mit dem Hund langfristig einer Linie treu zu bleiben und diese mit Konsequenz zu verfolgen. Sehr häufig hören oder lesen wir bei Schwierigkeiten „wir haben alles versucht“. Schuld am Scheitern sind aber häufig die verschiedenen Trainingsmodelle.

Gassi gehen

Die meisten unserer Schützlinge kennen weder Halsband noch Leine, da sie bisher auf der Straße gelebt haben. Sowohl die Umgebung als auch ihr seid neu für den Hund und er braucht Zeit, um sich an alles zu gewöhnen. Bitte sichert euren Hund in der ersten Zeit beim Gassi gehen zusätzlich zum Halsband mit einem Brustgeschirr! Erschreckt sich der Hund oder gerät in Panik, ist es für ihn ein Leichtes, sich aus einem Halsband rückwärts herauszuwinden und zu flüchten.

Des Weiteren empfehlen wir das Aufsuchen einer Hundeschule, um vor allem schnell den zuverlässigen Rückruf zu trainieren. Ihr werdet feststellen, wie viel Spaß euch das macht und wie gut ihr euren Hund kennenlernt. Da Hunde in Gesellschaft viel schneller lernen und ihr euch als Halter viele Tricks, Kniffe und Ratschläge holen könnt, werden beide Seiten von diesen Besuchen profitieren. Achtet bitte bei der Auswahl der Hundeschule darauf, dass mit Lob anstatt mit Tadel und Strafe gearbeitet wird!

Spaziergänge, bei denen der Hund viel spielen kann, sei es mit Artgenossen oder mit euch, sind für den Hund am schönsten und müssen/sollten in der ersten Zeit auch nicht zu lang sein. So mancher unserer Schützlinge hat am Anfang gar nicht die Energie und Muskelkraft, um Ewigkeiten durch den Wald zu laufen. Lasst eurem Hund Zeit, seine Kondition aufzubauen. Natürlich beraten wir euch für jeden Hund individuell, denn es gibt sicher auch ein paar Sportskanonen, die unbedingt viel laufen sollten. Joggen oder Fahrrad fahren bitte ruhig angehen, denn grundsätzlich darf ein Hund erst ab ca. 1,5 Jahren lange Strecken joggen oder am Rad laufen, da sonst die Knochen porös werden können. Bitte befragt hierzu auch euren Tierarzt.

Ausflüge zu Zielen mit Menschenansammlungen, hohem Lautstärkepegel oder Einkaufstouren sollten zu Beginn nicht auf eurem Programm stehen. Lasst euren Hund erst mal bei euch ankommen, bevor er weitere aufregende und neue Erfahrungen verarbeiten muss.

Ernährung

Die meisten unserer Schützlinge kommen von der Straße und haben sich dort oft unzureichend und mangelhaft ernährt. Beginnt bitte vorsichtig mit kleinen protein- und eiweißarmen Portionen, verteilt auf 3–4 Mahlzeiten am Tag. Später könnt ihr dann auf 2x täglich angepasste Mahlzeiten reduzieren. Versucht nur „Natur“-Leckerlis zu verwenden. Es gibt zum Beispiel geruchsneutrale Pansenleckerlis oder Muskelbröckchen.

Euer Hund wird bedingt durch Umzugsstress, Futterumstellung oder Klimawechsel die ersten Tage sicherlich Durchfall haben. 3–5 Tage sind normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen. Hier hat sich gekochter Reisbrei, gemischt mit gekochtem Geflügelfleisch ODER Hüttenkäse (50:50) bewährt. Sobald der Kot wieder fest wird, fangt an, die Schonkost mit dem normalen Futter zu vermischen und erhöht die Futtermenge jeden Tag ein bisschen, bis euer Schützling nur noch sein normales Futter im Napf hat. Achtet darauf, dass euer Hund jederzeit ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt und gönnt ihm viel Ruhe.

Bei Blutbeimengungen oder länger anhaltendem Durchfall sucht bitte sicherheitshalber einen Tierarzt auf! Gerne könnt ihr uns jederzeit anrufen, wenn ihr sich unsicher sind.

Allgemeines

Lasst euren Hund grundsätzlich nicht länger als 4 Stunden allein. Es gibt Studien, die aufzeigen, dass diese Zeit die Toleranzgrenze für einen Hund ist, bevor er unruhig wird und Verlustängste bekommt. Auch hier gibt es sicher Unterschiede und für einige Sensibelchen sind 30 Minuten schon zu lange. Hier solltet ihr euch mit eurem Hundetrainer eine Strategie erarbeiten, die eurem Hund die Wartezeit erträglicher macht. Unsere Schützlinge haben oftmals schlimme Erfahrungen in ihrem Leben durchgemacht und wir möchten natürlich jetzt das Beste dafür tun, dass sie solche Erlebnisse nicht mehr erleben müssen.

Der Schlüssel zum Erfolg ist in der Regel Geduld. Bitte gebt sie eurem Tier und ihr werdet feststellen, wie viel Liebe es euch dafür zurückgibt!

Gerne stehen wir euch bei allen Fragen und Anliegen rund um euren neuen Lebenspartner zur Seite!

Weitere Infos könnt ihr auf unserem Infoblatt nachlesen: