…heute erzählt von Andrea:

Anders als geplant und doch die beste Entscheidung.

Obwohl ich es noch nicht wusste, veränderte ein Anruf mein ganzes Leben.
„Andrea- du musst Jacky abholen, sie muss aus ihrer Familie wieder ausziehen“. Sie lebte schon ca. 6 Wochen in ihrer Endstelle und wurde dann nach ihrer Kastration, welche sehr kompliziert verlief und fast ihr Leben kostete, auch noch scheinschwanger. Das heißt im Normalfall- dem Hund die nötige Ruhe gönnen, Nestchen bauen lassen und abwarten. Kein Grund zur Panik eigentlich… EIGENTLICH.
Ausser in diesem Fall. Jacky musste aus ihrer Familie weg, da die Mutter Gefahr für ihre Kinder sah.
(Jacky machte bis dahin schon einiges durch, denn sie war ursprünglich in einer Pflegestelle in Hamburg, bevor sie nach München kam in ihre Endstelle, aus der sie nun wieder wegsollte. So lange Fahrten und hin und her, ganz umsonst?! )
Mein Herz raste vor Wut und Verzweiflung. Was machen wir denn jetzt?
Nach langem rumtelefonieren und abklären, habe ich dann Gott sei dank eine liebe Freundin gefunden, die Jacky vorübergehend aufnehmen konnte. 
Wir holten sie also aus ihrer Familie raus. Sie begrüßte uns schon schwanzwedelnd an der Tür. Die „Verabschiedung“ von ihr dort, macht mich heute noch stinksauer: „Macht die Hundemarke ab und nehmt sie mit.“
Keine Nachfrage wo sie denn hinkommt, geschweige denn eine nette Abschiedsstreicheleinheit. NICHTS.
Nach gutem Zureden, Wienerle und streicheln, schafften wir es dann, sie mit dem Auto in ihr neues vorübergehendes Zuhause zu bringen.
Dort war sie perfekt aufgehoben und bekam das was sie brauchte. Ruhe, Liebe und Auslauf.
Da die Pflegestelle genau bei mir ums Eck war, hatte ich Jacky sehr oft um mich rum. Ich passte gelegentlich auf sie auf und kam regelmäßig vorbei.
Auf meine Anzeigen die ich für die Vermittlung schaltete, meldete sich „leider“ keiner. 
Nach 4 Wochen, lies ich mein Herz über die Vernunft entscheiden, und nahm sie schließlich zu uns. Für mich war es Schicksal, dass sich niemand für sie meldete. 
Erstmal kam sie auf Probe zu uns, denn ganz unüberlegt sollte man das ja auch nicht machen.
Es dauerte keine Woche da hatte sich dann auch mein Freund in sie verliebt. Und dann machten wir Nägel mit Köpfen und liesen sie fest bei uns einziehen. 🙂
Sie ist bis heute, einer der unglaublichsten Hunde die ich kennenlernen durfte. (und ich hab dann doch schon ein paar gesehen.) Daher kann ich immer noch nicht verstehen, wie man so einen Hund wieder weggeben konnte. Vorallem ohne mit der Wimper zu zucken.
Ihre genaue Geschichte kenne ich nicht, und ist mir auch nicht wichtig. Sie hat sich ganz alleine zu einem großartigen Hund entwickelt, obwohl sie auf der Straße lebte. Das zeigt was für einen starken Charakter sie hat.
Als wir dann vor ein paar Wochen in Mostar waren, erzählten uns Darija und Ivana, in welcher Gegend Jacky immer rumstreunte, und dass sie monatelang in der Veterinärstation warten musste, bis sie endlich nach Deutschland konnte. Das war ein ganz komisches Gefühl, zu sehen zwischen welchem Dreck sie hauste, wo sie Unterschlupf fand und wie die Leute Hunde dort behandeln. 
Ich denke, dass Jacky in uns und wir in ihr, die perfekten Wegbegleiter gefunden haben. 
Und bin unendlich glücklich einer solch starken, lebensfrohen und lustigen Kämpfernatur ein schönes Zuhause geben zu können.
Und die Moral der Geschichte?
Es ist egal wo der Hund herkommt, ob Bosnien, Rumänien, Spanien, aus den deutschen Tierheimen oder sonst wo. Jeder Einzelne hat eine Chance verdient. 
Jeder Hund ist ein Unikat. Deswegen kann man nicht alle in eine Schublade stecken. Man kann mit jedem arbeiten und ihn sicherer im Umgang mit allem Neuen und seinen Ängsten machen. Und wenn jemand sagt, mit dem Hund zu arbeiten sei hoffnungslos, es bringt nichts, man kann ihm nicht mehr helfen, o.ä., dann sollte man erstmal anfangen, an sich selber zu arbeiten.