Jede neue Zielsetzung im Leben, geht mit einer bestimmten Motivation einher. Unsere Motivation, der Antrieb zum Aktiven Tierschutz, basiert auf den persönlichen Erfahrungen der letzten Monate mit den Straßentieren von Mostar in Bosnien und Herzegowina.
Viele Erlebnisse prägten und formten uns und gaben uns Kraft, ließen uns aber auch oft genug zweifeln. Alle möglichen Gefühle haben wir in den letzten Monaten als Tierschützer für Mostar gespürt: von Freude bis Trauer, über Euphorie bis hin zu Wut- alles war dabei. Durch diesen freiwilligen Einsatz lernten wir aber nicht nur viele der vergessenen Straßentiere und ihre Schicksale kennen, sondern wir bekamen auch einen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen des Landes und lernten die vor Ort lebenden Menschen kennen. 
Wir fragten uns: Was bedeutet eigentlich Tierschutz für ein Land wie Bosnien und Herzegowina, in dem noch vor nicht allzu langer Zeit ein Bürgerkrieg wütete? Haben die Menschen vor Ort schon so gut ausgereifte gesellschaftliche Strukturen, dass sie sich auch dem Wohl der Tiere widmen können, wie es uns in Deutschland möglich ist?
Das tägliche Engagement für die Tiere in Mostar bedeutete eine harte Konfrontation mit der Realität. Eine tierärztliche Versorgung nach den Standards der modernen Tiermedizin (wenn es diese vor Ort überhaupt gab) war für die dortigen Verhältnisse nahezu unbezahlbar. Eine, vom Staat subventionierte Veterinärstation gab es vor Ort zwar auch, doch die Bedingungen dort waren katastrophal. Wir fragten uns zwangsläufig: Werden wir je so viel Geld sammeln können, um den Tieren vor Ort eine gute Versorgung bieten zu können? Und: Wie sollten wir eigentlich mit der einen, ja mehr oder weniger staatlichen, aber sich selbst verwaltenden Veterinärstation der Stadt umgehen, die unseren Vorstellungen von Hygiene und tierärztlicher Kunst so gar nicht entsprach?
Auch ohne gleich Antworten auf diese Fragen gefunden zu haben, engagierten wir uns für die Tiere vor Ort weiter. Leid war ein ständiger Begleiter unserer Arbeit: Wir begegneten Tieren die schlimm misshandelt wurden und jenen, denen durch eine nicht sachgerecht durchgeführten Operation zusätzliches Leid angetan wurde. Vieles was wir vor Ort erlebten schockierte uns, doch bei all dem Leid sahen wir auch ein Licht am Ende des Tunnels…

Durch die Arbeit für die Tiere vor Ort begegneten wir einer Hand voll junger Frauen die sich ausgerechnet in dieser, für uns sehr dubiosen Veterinärstation, als Freiwillige engagierten. Da wir bei der Vermittlung von Hunden mit ihnen Zusammengearbeitet haben, bekamen wir immer intensivere Einblicke in die Arbeit und die Bedingungen für diese vor Ort.
Heute, nachdem die meisten von uns schon in Mostar vor Ort und auch in der Veterinärstation waren, haben wir uns gemeinsam für folgendes entschieden, wir entwickelten eine eigene Haltung:
Klar gibt es vieles in Mostar, was man in Bezug auf den Umgang mit Tieren verdammen konnte, doch in nur einem Jahr intensiven Austauschs mit den Menschen vor Ort (Tierärzten, Tierliebhabern, Behörden) haben wir uns für eine andere Variante entschieden:
Wir möchten vor Ort helfen und nicht verurteilen oder gar verdammen. Unsere Arbeit steckt noch in den Kinderschuhen, aber jeder noch so kleine Schritt kommt den Tieren vor Ort zu Gute.

Klar, wir hätten auch sagen können: Hey, diesen Tierarzt, bei dessen Operationen es viel zu häufig zu Komplikationen kommt, unterstützen wir nicht, doch wir entschieden uns zunächst das Gespräch mit ihm zu suchen, um ihn mit den erlebten Tatsachen zu konfrontieren. Zu diesem Dialog kam es auch bei unserem Besuch der Vetärinarstation vor Ort in Mostar, vor ein paar Wochen. Die Ergebnisse dieses Gespräches ließen uns gleich handeln. In der Veterinärstation gab es keine Möglichkeiten, OP- Instrumente zu sterilisieren. Zu Infektionen/Komplikationen nach den Operationen kam es meistens durch die Verwendung von unpassendem Nahtmaterials für das operierte Tier. Zum Beispiel wurde nicht die passende Stärke für die Größe des operierten Tieres verwendet. Häufig kam es auch vor, dass das Nahtmaterial nicht sachgerecht entfernt wurde. Sich aber nur über die Problematik zu unterhalten, reichte uns an dieser Stelle nicht, wir handelten: mit Hilfe eines Spenders organisierten wir ein Sterilisationsgerät und bestellten Nahtmaterial, das sich nach einiger Zeit von selbst auflösen kann. Das Sterilisationsgerät hätte sich die Veterinärstation selbst niemals leisten können, da derartige Anschaffungen auch gar nicht von der Stadt vorgesehen sind. Die Preise für das Nahtmaterial sind in Bosnien und Herzegowina, wie auch in Kroatien, höher als in Deutschland, da dieses stets importiert werden muss. Eine tierärztliche Praxis in Hamburg hat sich freundlicherweise bereit erklärt uns bei der Anschaffung des Nahtmaterials zu unterstützen, so dass wir bereits ein paar Spulen Nahtmaterials zu günstigeren Konditionen haben einkaufen können.

Nach unserem Besuch engagierte sich der Tierarzt, gemeinsam mit den bereits erwähnten jungen freiwilligen Frauen, zusätzlich zu seiner Arbeit als Tierarzt für die Veterinärstation. Sie haben alle gemeinsam ihre Ärmel hochgekrempelt und die Veterinärstation winterfest gemacht. Der Tierarzt half persönlich beim Bau eines neuen Schutzdachs über der Station, er schob den Bauschutt hin und her, half einen neuen Zaun aufzustellen. Nun können an die sechzig Hunde in der Veterinärstation vor dem kalten Winter Schutz finden- sie sind der Straße entkommen. 
Und uns war klar: dieses Engagement wollen in diesem Winter und in Zukunft fördern und unterstützen. Wir werden bei unserer Arbeit klar auf Spenden angewiesen sein, und das nicht nur monetäre, wir benötigen auch und vor allem: alte Decken, Handtücher, sogar über alte Kleidungsstücke freuen sich die Helfer vor Ort, da diese die Tiere vor der Kälte schützen. Eine nette Tierhelferin aus Deutschland, hat der Veterinärstation sogar Holz gespendet, damit sie Feuer machen können, um Wasser zu kochen, den vor Ort haben sie kein heißes Wasser, dieses muss an einer Feuerstelle erwärmt werden.
Wer einmal in der Veterinärstation von Mostar gewesen ist, dem werden sofort die vielen, wunderschönen und oft sehr jungen Welpen auffallen. Für diese kleinen und schutzlosen Wesen ist die Station leider nicht immer ein Ort an dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft beginnt, sondern leider oft nur der Ort an dem sie sterben werden. Doch wieso sterben so viele Welpen dort? Hilft ihnen denn dort wirklich keiner? Das Schicksal dieser Welpen besiegelt nicht die Station und noch weniger die Helfer vor Ort. Diese kleinen Welpen werden meist vor der Veterinärstation ausgesetzt und somit viel zu früh von dem Muttertier getrennt, so dass sie die so wichtige Muttermilch meistens nicht in ausreichender Menge bekommen haben, die ihnen die erste Immunität und somit Schutz vor Infektionen liefert. Menschen „entledigen“ sich kleiner Welpen meist in Nacht& Nebel- Aktionen und wenn sie dann von dem Tierarzt oder der Helferinnen am nächsten Tag gefunden werden, sind sie in den meisten Fällen bereits ausgehungert, ausgetrocknet, durchgefroren und haben in den meisten Fällen bereits bei ihrer Ankunft sehr starke, blutige und schleimige Durchfälle.
Doch wie können wir eigentlich in derartigen Situationen helfen, das Leid der Kleinsten zu lindern?