Hallo, ich bin es – der Angsthase Rudi

Ich bin noch etwas verwirrt und verunsichert, was denn nun hier mit mir passiert, aber irgendwie fühlt es sich richtig an.

Ich vermisse meinen Bruder Rico unglaublich doll, doch ich weiß auch, dass ich mich gemeinsam mit ihm nicht hätte weiterentwickeln können.

Ich habe mich für seine Fortschritte, die er gemacht hat, gefreut, aber es tat mir auch weh, ihn so fröhlich zu sehen und selbst nicht aus meiner Haut zu können.

Ich habe mich selbst immer mehr über mich geärgert und angefangen, mich selbst zu hassen und mich dann mehr und mehr zurückzuziehen 

Und dann passierte etwas Unglaubliches:

Letzten Sonntag kamen zwei fremde Männer in meiner Pflegestelle vorbei!

Ausgerechnet Männer – na ich war mir überhaupt nicht sicher, was ich davon halten sollte.

Schnell habe ich mich in der hintersten Ecke meiner Hütte versteckt. Sie mussten mich fast herauskippen, denn ich wollte wirklich nicht dort heraus.

Und irgendwie ging dann alles ganz schnell: plötzlich saß ich hinten im Kofferraum, ein total entspannter Mann auf der Rückbank vor mir und der andere fuhr.

Wir fuhren weg – weg von meinem Bruder, weg von meiner sicheren Box. Eine Fahrt ins Ungewisse 

Sie sprachen von einer Pension, in der ich lernen sollte, meine Angst zu verlieren, aber ich wollte und konnte mir einfach nicht vorstellen, wieder andere Menschen um mich zu haben. 

Und irgendwie hat der nette Mann von der Rückbank das wohl gespürt, denn er hat dann spontan beschlossen, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen.

Dort wurde ich schon von einer sehr netten Frau und anderen Vierbeinern erwartet und ich – icgh flüchtete ganz schnell wieder in eine Box.

Erst mal.

Aber was soll ich sagen – irgendwie habe ich das Gefühl, dass das alles richtig ist, was jetzt hier mit mir passiert.

Ich fühle mich schon ein klitze kleines bisschen sicherer und es scheint normal zu sein, dass hier alle zusammen leben. Drinnen, wo es warm und kuschelig ist und nicht draußen 

Ich bin sogar das erste Mal im Leben Gassi gegangen und habe all meinen Mut zusammengenommen und mir auch ein klein wenig die Wohnung angeschaut. Immer mit meinem neuen und entspannten zweibeinigem Gefährten an meiner Seite.

Ich verspreche es euch, ich werde mir große Mühe geben, diesem Zweibeiner zu vertrauen! Ich werde kleine Welpenschritte nach vorne machen, denn wie ein Welpe fühle ich mich gerade bei meiner Entdeckungstour durch die große, weite Welt.

Ich werde meine Geschwister – und vor allem Rico – nie vergessen, aber ich möchte, wenn ich ihn irgendwann wiedersehe, dass er stolz auf mich ich ist!

Stolz auf seinen kleinen, gar nicht mehr so ängstlichen Bruder Rudi