… heute erzählt von Andrea:

Wie ein Schatten zu einer kleinen Persönlichkeit wurde.

Es war Freitag. Für viele ist das ein schöner Tag zum Einstieg in ein ruhiges Wochenende.

Manchmal auch bei mir … aber nur manchmal … Denn das letzte März-Wochenende war dann wieder Action angesagt, denn es ging mal schnell 1 000 km nach Mostar. 😉

Dort angekommen, ca. 3.30 Uhr, hab ich gefühlte 10 Minuten geschlafen, um dann früh morgens, noch vor unserem Besuch im Streunerdorf, in die Veterinärstation zu fahren. Ich wollte nach unseren Schützlingen Kathaleha und Rico sehen, die noch darauf warten, dass sie ins Streunerdorf umziehen können.

Es war wie immer ein schrecklicher Anblick. Ein Besuch dort ist wie eine wilde Achterbahnfahrt. Erst ein Lächeln über die liebevollen Welpen, die einem hoffnungsvoll entgegenstürmen, dann ein Schlag ins Gesicht, wenn man die „Großen“ sieht. Wie sie angekettet in ihrem Kot stehen und verzweifelt bellen.

Dreck, Kot, Müll, Drähte, Gitter … alles liegt rum, man muss aufpassen, sich nicht an spitzen Ecken, rausstehenden Drähten oder Sonstigem zu verletzen. Es ist ein Spießrutenlauf, um überall hinzukommen. Hinter jeder Ecke wartet ein neuer Hund, der versorgt werden will, etwas von unserem mitgebrachten Essen und ein paar nette Worte möchte.

Und plötzlich war sie da. Eine kleine Gestalt, die mich von Anfang an verzauberte. Sie lachte mich vom Boden aus an. (Auch wenn viele sagen, Hunde können gar nicht lachen – DOCH, SIE KÖNNEN!!!) Und sie lachte über das ganze Gesicht und wedelte mit ihrem kleinen Schwänzchen.

Sie war irgendwie aus einem der Welpenzwinger ausgebüchst und schwirrte um mich rum. Damit ihr nix passierte (von Autos überfahren wird, von den anderen Hunde gebissen oder den Menschen getreten wird), packte ich sie wieder zu den anderen Welpen in den Stall und machte weiter mit der Fütterung der anderen Hunde.

Es dauerte keine Minute, da war die Kleine wieder vor meinen Füßen und lachte erneut.

Ich ließ sie ein Weilchen mitlaufen und nahm sie dann wieder hoch, um sie zurückzubringen. Damit sie dieses Mal nicht rausschlüpfte, machten wir an das Gitter (durch welches sie sich immer durchzwang) Steine und Holzplatten. Wir dachten, dass das reicht.
Tja, Pustekuchen …

Als ich gerade dabei war, etwas „Scheisse zu schaufeln“, sprang sie mir fast auf meine Schaufel.

Ich konnte diesem Blick kaum widerstehen … musste es aber. Eigentlich wollte ich sie direkt einpacken. Sie war kaum größer als meine Hand. Aber aufgrund der Infektionen, Parasiten und Ansteckungen, die sie mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit hatte, konnte ich sie nicht mit ins Streunerdorf nehmen.

Also packte ich meinen neuen kleinen Schatten wieder zu den anderen Welpen und stieg schnell in das Auto, nachdem wir mit der Arbeit fertig waren.

Trotz der Ablenkung im Streunerdorf schwirrte dieser kleine Zwerg den ganzen Tag durch meinen Kopf. So viele kleine Welpen, die es nicht schaffen, weil sie in der Veterinärstation unter so schlimmen Bedingungen leben müssen.

Aber diese Kleine wollte da raus. Sie wollte es so sehr. Und sie versuchte es mir zu sagen …

Ich zeigte allen ihre Bilder … und wer konnte da schon nein sagen.

Also bat ich abends die Tierschützerinnen vor Ort, ob sie sie dort rausholen können. Und es bedeutete mir so viel, als sie sofort „Ja“ sagten.

Schon am nächsten Tag, noch bevor wir wieder in München zurück waren, bekam ich die Nachricht, dass mein kleiner Schatten und ihre Schwester, die auch dort war, aus der Veterinärstation gerettet wurden. Und es war auch höchste Zeit, denn sie waren sehr krank.

Doch sie konnten gesund gepflegt und gestärkt werden. Beide sind nun wohlauf und in einer Pflegestelle in Mostar und kommen bald ins Streunerdorf und hoffentlich bald nach Deutschland.

Und das nur, weil Nanni, so nannte ich die Kleine, nicht locker lies.