… heute von Eio aus Hamburg:

Liebe Streunerfreunde, damit ihr mal eine Vorstellung habt, wie so eine Streunertour abläuft, hier das „Logbuch“ von unserer ersten Evakuierungstour, geschrieben von Eio.

TAG 1 – Freitag
8:00
Ich sitze bei der Arbeit und denke nur noch daran, dass Claudi um 13:00 da ist, um mich einzusammeln. Hab ich eigentlich alles? Keine Ahnung. Ich werde es schon merken, wenn was fehlt.

13:15
Claudi und ich sind endlich los. Steffi und Claudia hatten das Auto schon vor 2 Tagen vollgepackt mit Futter und Boxen. Es läuft, die Fahrbahn ist frei – ab durch den Elbtunnel und auf geht’s … juhuuuuu!

16:45
Na, wollt ihr mal einen Tipp abgeben, wie weit wir schon sind?
Magdeburg – weiter leider noch nicht, denn entweder stehen wir im Stau oder mit Glück nur Stop and Go, dann mal wieder frei – alles in allem sehr frustrierend und es sind noch fast 1.200 km bis zum ersten Ziel.

17:00
Okay, mal kurz raus aus dem Stau für eine kurze Pipi-Pause und einen Fahrerwechsel und dann heißt es wieder anstellen im Stau.

18:32
Bis jetzt hört es sich sehr monoton an, aber wir stehen mal wieder im Stau und es gibt nie einen wirklichen Grund – zumindest sehen wir nichts.

19:38
Wir sind im Ausland 😉 – in Bayern, für uns Nordlichter ganz schön weit weg von zuhause. Und laut Navi sind es immer noch 8,5 Std. – puh.

20:50
Wir sind gezwungen zu halten, denn der Tank ist fast leer. Also ab auf die Tanke, das Auto voll machen und uns ein wenig „entleeren“. Nun sind wir in Weiden in der Oberpfalz und haben noch 797 km vor uns – wenigstens ist es noch hell. 🙂

22:46
Kurz vor Passau. Wir kommen dem Ziel in kleinen Schritten näher. Die österreichische Vignette haben wir auf dem letzten Rasthof in Deutschland gekauft und selbst da gab es „Stau“, denn gefühlt waren 100 Nationen unterwegs und wir mussten uns brav anstellen. Die slowenische Vignette müssen wir in Österreich besorgen.

23:15
Endlich die erste Grenze – wir sind in Österreich. Schnell noch die Vignette für Slowenien gekauft, nun sind wir ausgestattet. Anscheinend wollen alle nach Ungarn, uns ist das ein Rätsel. Auch hier ist die Autobahn voll, aber wir können wenigstens fahren.

00:46
Mal wieder tanken und noch 462 km bis Slowenien.

3:21
Wir sind noch immer „on Tour“ und haben zwischenzeitlich noch mal getauscht. Nun stehen wir kurz vor Kroatien – nix geht mehr und keiner weiß warum. Na, das scheint mal wieder zu dauern.

6:18
Juhuuuuu – endlich, die Grenze von Bosnien-Herzegowina haben wir erreicht, nun sind wir gleich im Hotel.

6:28
Wir sind in Gradiska (Bosnien) im Hotel angekommen, wurden nett auf Deutsch begrüßt. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und es gibt Kekse und Bonbons *freu*. Sogar unser Gepäck wurde uns aufs Zimmer gebracht – Luxus, hihi. Und das Schönste: eine saubere Toilette und endlich ein Bett.
So, gute Nacht, bis später – wir können jetzt 3,5 Stunden schlafen.

TAG 2 – Samstag
10:00
Der Wecker klingelt, die „Nacht“ war viel zu kurz, aber es ist noch ein weiter Weg bis Mostar (Herzegowina), also aufgestanden und fertig machen *schnarch*.

10:33
Wir sitzen im Auto und müssen erst mal zur Quarantänestation, unsere Spenden abliefern. Das Wetter ist sehr bescheiden – es regnet durchgehend.

10:59
Die Spenden sind ausgeladen, nun geht es nach Mostar ins Streunerdorf.

11:20
Wir müssen „old school“ weiterfahren. Claudis Handy hat den Geist aufgegeben, damit haben wir kein Navi mehr, also heißt es eine Tankstelle finden, die Straßenkarten verkauft.

11:28
Okay, Karte haben wir, es kann weitergehen. Die Strecke nach Mostar führt durch die Berge und wir haben ständig Bagger, Baustellen und kleine Staus. Noch eine Kurve und ich muss brechen.

15:06
Tanken und kurze Pause für meinen Magen.
Mein Magen hat sich beruhigt und es geht weiter. Noch ca. 1 Stunde bis zum Streunerdorf, wo schon Tina, Aida und Jozo auf uns warten.

16:20
Ankunft im Streunerdorf. Wir werden herzlich von Tina, Aida, Jozo und Karin (Besuch aus Deutschland) begrüßt.

Wir begrüßen alle Hunde und verlieren unsere Herzen an jeden einzelnen süßen Schatz.
Jojo & Cosmo: so herzliche Kerle, aber sie kommen erst bei der nächsten Tour mit.
Jelle & Daisy: kaum zu unterscheiden und einfach nur zuckersüß.
Lilly & Pippa: auch verdammt ähnlich, sehr knuffig und gewinnen jede Schleckmeisterschaft. 🙂
Emil & Scout: Emil knabbert an einem rum, weil er Aufmerksamkeit haben will, und bekommt sie natürlich auch. Scout ist noch sehr schüchtern, aber laut Claudi schon viel mutiger als bei ihrem letzten Besuch.
Tinus: freut sich tierisch über jeden und schmeißt sich sofort vor die Füße.
Rudi: ein eher ängstlicher Kandidat, aber auch eine Zuckerschnute.
Und dann unser Hope: ein herzensguter Kerl, der es genießt, gestreichelt zu werden.

Diese süßen Wuffis kommen nun mit uns in die Quarantäne nach Gradiska und dürfen dann hoffentlich ganz bald in ihr neues Zuhause ausreisen. Ich hätte sie gerne alle sofort mitgenommen.

Wie immer war die Zeit fürs Streunerdorf viel zu kurz und wir sind schon traurig, dass wir nun schon wieder los müssen, aber wir haben einen knappen Zeitplan und müssen morgen sehr früh los nach „good old Germany“. Trotzdem war es schön, mal wieder dort gewesen zu sein, bei all den nassen Nasen, die ein anstuppsen und gekuschelt werden wollen.

18:20
Wir sagen Tschüss und bis bald mit einer herzlichen Umarmung für die Mädels und Jozo.

20:06
Wir hatten schon auf der Fahrt nach Mostar die vielen kleinen Straßenstände gesehen und wollen noch Sir und Med haben. 🙂 Schnell an einem angehalten. Die Dame in ihrer „Rocker-Lederjacke“ hat uns gleich herzlich begrüßt und uns zum Probieren in ihren kleinen Wohnwagen gebeten. Wir probieren und sind begeistert. 🙂 Wir sprechen zwar kein Bosnisch, aber ihre Erklärungen mit „Muh“ und „Mäh“ waren sehr eindeutig. Und der Med nicht zu vergessen – lecker. Wir haben nun 4 kg Käse und einen halben Liter Honig an Bord und es geht schnell weiter, denn wir haben nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft.

22:14
Claudi muss die Strecke Gradiska – Mostar – Gradiska leider alleine fahren, denn mir wird in den Serpentinen immer schlecht. Es ist schon längst dunkel und wir haben Dauerregen und wir hoffen, in ca. 1 Stunde in Gradiska zu sein.

23:30
Endlich in der Quarantänestationt in Gradiska. Alle Hunde haben artig geschlafen. Nun geht es ans Aussteigen. Vesna und ihr Mann, die guten Seelen der Station, sind schnell bei uns und Claudi und ich tragen jede Box einzeln rein. Die Chipnummern werden ausgelesen und die Hunde ihren Kennels zugewiesen. Alle sind etwas verwirrt, aber nehmen es erstaunlich gelassen hin. Die Fellnasen haben diesen Tag ganz toll mitgemacht. Wir treffen noch unsere anderen Schützlinge, die schon morgens mit Anis in Mostar losgefahren sind.
Katniss & ihre Welpen: süßer als Zucker, nur Katniss ist noch etwas schüchtern.
Shila & Peppels: einfach nur niedlich. Shila möchte immer das Gitter hoch klettern.
Zuma & Shavi: auch ganz tolle Hunde, aber noch etwas zurückhaltend.
Karina & Bruno: ganz goldig. Karina ist für einen Terrier echt ruhig und schmusig.
Die Geschwister von Rudi, Rübe, Rico und Stella: alle sehr schüchtern und ein bisschen ängstlich. Ich will gar nicht wissen, was sie erlebt haben.
Ich hoffe, ich habe jetzt keinen vergessen.

00:18
Endlich im Hotel.

00:43
Frisch geduscht ins Bett, denn in 5 Stunden und 17 Minuten heißt es wieder aufstehen. Gute Nacht! 🙂

TAG 3 – Sonntag
6:00
Der Wecker klingelt leider pünktlich. Claudi macht sich schon fertig und ich bleibe noch kurz liegen. Mist, das ging schnell, na, dann werde ich auch mal versuchen, meine Augen aufzumachen.

6:39
Wir checken aus und Claudi bekommt noch einen Kaffee. Ich trinke ja keinen Kaffee, aber Claudi braucht ihn zum Wachwerden und freut sich.

7:00
Wir wollten schon los sein, sind aber jetzt erst in der Quarantäne angekommen – puh …
Wir werden herzlich von Vesna und ihrem Mann begrüßt. Claudi geht eine Runde mit Hope spazieren, während ich noch Fotos und Videos von unseren Fellnasen mache. Alle haben die erste Nacht super überstanden und freuen sich lautstark. Claudi muss noch Papiere für Hope kopieren und bevor wir nicht mit reingekommen sind und einen Mocca getrunken haben, dürfen wir nicht fahren.

8:02
Jetzt heißt es aber einsteigen. Hope ist das alles nicht geheuer, aber es ist ja auch unheimlich: Autofahren kennt er nicht und dann in den Bus, mit nur einem Bein hinten – echt doof. Aber er gibt sich alle Mühe und mit ein bisschen Überredungskunst und hinten hochheben bekommen wir ihn ins Auto. So leicht ist er ja nicht. Wir verabschieden uns und fahren los. Schnell noch hier in Bosnien volltanken, denn hier kostet der Liter Diesel nur 65 Cent 😉 und ab über die Grenze

8:26
Wir sind in Kroatien und Hope hinterlässt somit seinen ersten Pfoten-Abdruck auf europäischen Boden. Na ja, gut, er liegt im Auto, aber das zählt ja auch. 😉 Heimat, wir kommen!

8:55
Hope mag wohl Regenschirme. Ihm ist langweilig, also hat er sich eine Aufgabe gesucht. Er wollte gerade anfangen sie zu zerkauen, aber ich beuge mich schnell über den Sitz nach hinten und nehme ihm die vollgesabberte Regenschirme ab.

9:05
Hope protestiertL Ihm ist langweilig und das verkündet er lautstark. Er lässt sich aber durch Streicheln ablenken und nach einiger Zeit liegt er wieder. 🙂

10:30
Kurze Pinkelpause für Hope, die er gleich für ein kleines „Pfützenbad“ genutzt hat. Schnell noch Frühstück kaufen und wir müssen auch mal Pipi machen, dann geht es weiter. Wir sind jetzt 90 km vor Maribor.

11:00
Ausreise aus Kroatien und anstellen für die Einreise nach Slowenien.

11:56
Wir 3 sind in Österreich. Das hört sich irgendwie nicht mehr ganz so weit weg an von Zuhause. 🙂

14:00
Irgendwo auf dem Weg nach Deutschland. Claudia geht noch mal eine kleine Runde mit Hope. Der Dicke macht das alles echt super mit. Nur das Einsteigen ins Auto findet er noch immer doof.

14:58
Endlich wieder in Deutschland – die Freude ist groß und Hope freut sich laut mit.

15:01
Die Freude hält sich in Grenzen. Kaum in Deutschland und wir stehen im Stau.

15:34
Weiter geht’s. Einreisekontrolle in Deutschland – schon beeindruckend, wenn die Jungs da mit ihrem Maschinengewehr stehen.

22:29
Noch eine Stunde, dann sind wir endlich in Hamburg, wo Jan auf uns wartet, um Hope nach Sundhagen zu bringen. Die einzigen Stopps, die wir noch gemacht haben, waren kurze Gassirunden mit Hope.

23:11
Ich glaube, für einen Hamburger gibt es nix Schöneres, als den beleuchteten Hafen zu sehen – dann ist man ZUHAUSE. Ach ja: „Hamburg, meine Perle, du wunderschöne Stadt. Du bist mein Zuhaus, du bist mein Leben“ … jeder von uns Streuner-Nordlichtern singt es, wenn man den Hafen sieht. Ein Gefühl von Heimat.

23:30
Endlich – wir haben es geschafft. Wir kommen mit dem letzten Tropfen Benzin in Norderstedt bei Hamburg an. Jan und Niko warten schon sehnlichst auf Hope. Claudi und ich sind völlig fertig und trotzdem gut drauf, denn wir sind fast zuhause.

Hope geht mit Jan noch eine Runde Gassi und ich hole schnell mein Auto aus der Firma. Meine Sachen umladen. Claudi und Jan geben Hope noch Wasser, er trinkt wie verrückt. Nun ist er im Kofferraum verpackt und es geht weiter, noch 2,5 bis 3 Stunden und dann sollte Hope endlich angekommen sein in seinem vorübergehenden Zuhause in „Uschis Oase“ in Sundhagen. Dort kann er erst mal alles lernen, was man so wissen muss als Hund von Welt, um dann hoffentlich ganz bald in sein endgültiges Zuhause zu ziehen. Perfekt wäre ein großer Hof oder ein Grundstück, eingezäunt und mit Familienanschluss, denn unser Hope ist eine Schmusebacke <3 und eine so treue Seele.
Ich fahre noch schnell zu meiner Mutter, um ihr etwas vom Käse bringen und dann endlich zu mir nach Hause.

00:40
Frisch geduscht und mit vollem Magen im Bett – ist das schön! Ich werde von meinen Tieren belagert und wir kuscheln uns in den Schlaf … gute Nacht, ihr Lieben!