… heute erzählt von Andrea aus München.
Da es mir immer wichtig ist, die Hunde, die wir vermitteln, richtig und – soweit es möglich ist – gut einschätzen zu können, lag mir der Trip nach Gradiska, den wir machten, sehr am Herzen.
Zusammen mit einer tollen Helferin und Pflegestelle des Vereins fuhr ich für ein paar Tage in die Ausreisestation nach Bosnien & Herzegowina, um alle Hunde dort kennenzulernen.
Zwei von ihnen kannte ich „leider“ schon, denn sie warten schon lange dort. Eta und Lion.
Bisher fanden wir noch nicht das richtige Zuhause für diese zwei tollen, aber doch anspruchsvollen Hunde. Aber das werden wir sicher bald!
Aktuell sind 33 unserer Schützlinge dort untergebracht. Und da alle so unterschiedlich wie noch nie bei einer Truppe von uns waren, war es wirklich interessant, alle auf einmal zu sehen.
Wir hatten zwei volle Tage dort und nutzten diese auch von morgens, bis es abends dunkel wurde.
Wir gingen mit jedem einzelnen von ihnen Gassi, setzten uns zu ihnen in den Kennel, machten neue Fotos und beschäftigten uns viel mit den verängstigten Hunden wie Lucas, Allegra, Frieda oder Dario.
Es bricht einem immer das Herz, wenn man die Hunde nach dem Gassi und der „Quality-Time“ wieder in ihre Kennel zurückbringen muss. Aber es hilft leider alles nichts, denn die Aufmerksamkeit muss durch 33 geteilt werden. Leider ist dann nicht für jeden eine richtig lange, notwendige Gassirunde drin. Aber besser 30 Minuten pro Hund als gar kein Auslauf, haben wir uns gedacht.
Vor allem der aktive Labradormix Oggy braucht viel mehr Auslastung, die ihm dort nicht gegeben werden kann.
Normalerweise sehen wir unsere Schützlinge nur immer recht kurz und müssen uns viel auf die Auskünfte von den Betreuern vor Ort verlassen, daher war es wirklich toll, verhältnismäßig viel Zeit mit allen zu verbringen.
Vor Ort tun alle ihr Bestes, keine Frage, können aber natürlich auch nur begrenzt helfen und sich nicht täglich mit jedem einzelnen Hund intensiv beschäftigen. Die Verhältnisse und Gegebenheiten sind natürlich auch nicht mit deutschen Tierheimen zu vergleichen.
Daher nahm unsere Betreuerin für die Hunde dankend unsere Tipps an, wie sie mit bestimmten Schützlingen eine bessere Bindung aufbauen könnte und was ihnen gut täte.
Wichtig ist aber natürlich vor allem, dass sie warme und trockene Schlafplätze haben, die Kennel regelmäßig sauber gemacht werden und die Bäuchlein voll sind.
Es ist unmöglich, jeden Hund in diesem Text ausführlich zu beschreiben, da alles so tolle Charaktere sind, und jeder hätte mindestens einen kleinen Roman verdient. Doch das würde hier jetzt den Rahmen sprengen.
Kurz anschneiden möchte ich aber auf jeden Fall den sanften Riesen Lucky. Er hat uns mit seiner ruhigen und ausgeglichenen Art sehr überrascht. Anhand der Fotos hätte ich sein Wesen nicht für möglich gehalten. Mit allen verträglich und so auf Menschen bezogen – obwohl er mit Sicherheit lange Zeit schlecht von diesen behandelt wurde.
(Er ist noch auf der Suche nach einer liebevollen Pflege- oder Endstelle, dass er am 2.12. auch mit nach Deutschland reisen darf.)
Genau das fiel uns bei den meisten von ihnen auf. Sie lechzten alle nach unserer Aufmerksamkeit und vergaben Küsschen und Schmuseeinheiten. Und ein Großteil von diesen Schützlingen hat eine schlimme Vergangenheit hinter sich und trotzdem sind sie so liebevoll mit Menschen und freuen sich einfach ihres Lebens.
Und auch unsere Rottweilerhündin Eta ist eine Seele von einem Hund. Schon im Sommer beschäftigte ich mich mit ihr und konnte sie kennenlernen und es war toll zu sehen, dass sie mich wiedererkannte und freudig begrüßte.
Sie hat so sehr ein Zuhause verdient, in dem sie die Zuneigung und Aufmerksamkeit bekommt, die sie jahrelang vermissen musste.
Einzig mit anderen Hunden sollte sie nicht gehalten werden, jedoch kann man auch problemlos gemeinsam mit anderen Gassi gehen, wenn man weiß, wie man in bestimmten Situationen reagieren sollte. Und am anderen Ende der Leine sollte auch bestenfalls jemand stehen, der sich mit der Rasse auskennt.
Und einfach zum Lachen brachte uns die kleine Lexi. Ich habe selten so eine fröhliche und aufgeweckte Hündin gesehen. Sie strahlt die pure Lebensfreude aus und hüpft wie ein Flummi auf und ab und hin und her.
Für sie wäre eine aktive Familie mit Kindern ideal. Und ich bin mir sicher, diese werden wir auch finden.
Alles in allem war dieser Trip für die Hunde, deren zukünftige Vermittlung und für mich sehr wertvoll und ich bin froh, dass ich mir so viel Zeit nehmen konnte.
Schaut doch alle mal auf die Website und fasst euch ein Herz, ihnen vielleicht eine Pflegestelle oder gar ein festes Zuhause zu schenken. Denn jede einzelne Fellnase ist was ganz Besonderes und wird es euch ein Leben lang danken, wenn sie sich in eure Arme kuscheln darf.
Fazit: Mir hat dieser Trip wieder einmal gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist und dass wirklich JEDER unserer Schützlinge eine Chance auf ein schönes Leben verdient hat. Völlig egal ob sie aus Deutschland, Kroatien, Bosnien & Herzegowina oder Timbuktu kommen!
Jeder hat das gleiche Recht!