… heute erzählt von Claudia:

Ich bin jetzt seit Dezember letzten Jahres bei Streunerglück dabei und anfangs habe ich den Verein nur mit Geldspenden unterstützt. Dann stand die nächste Tour an und Steffi fragte, ob ich nicht Lust hätte, mitzufahren. Also der nächste Schritt im Tierschutz: nicht nur Geld geben, sondern aktiv dabei sein. Danach kamen dann immer mehr Aufgaben dazu. Mittlerweile sammle ich Sachspenden ein, erstelle die Papiere für die Touren und nehme Pflegehunde auf. Meine Familie muss da schon eine Menge mitmachen und ich versuche, immer mal wieder „Ruhephasen“ zu haben, damit nicht irgendwann alle so genervt von meinem Einsatz für Streunerglück sind, dass alles abgeblockt wird.

In so einer „Ruhephase“ waren wir gerade, als ich plötzlich von Steffi Fotos per WhatsApp bekam. Ich weiß es noch ganz genau – es war am 22. Mai, kurz vor 21 Uhr und mein Mann und ich hatten uns einen freien Abend in unserem Lieblingsrestaurant gegönnt.

Ich sah das Foto, konnte aber den Hund nicht erkennen. Er lag in einem Korb, sah so klein und zerbrechlich aus und bis auf den Rücken, den oberen Teil vom Kopf und den Schwanz war kein Fell mehr zu sehen. Die Beine waren offen und entzündet und ganz geschwollen.

Ich musste erst mal schlucken. Als ich die Fotos meinem Mann zeigte, war seine erste Frage, ob der Hund tot sei. Ich ging raus und rief Steffi an. Als sie mir dann erzählte, dass das auf dem Foto Ronjo war, hätte ich auf der Stelle losheulen können – DAS sollte unser kleiner Racker Ronjo sein?? UNMÖGLICH!!!! Ich weiß noch, wie er mit Jan angekommen ist. Er hat das Auto gerockt, war so frech und putzmunter und jetzt … Steffi sagte mir dann, dass Ronjo stark unter Demodikose (Demodex) litt und dringend eine Pflegestelle brauchte, bei der er bis Ende der Therapie bleiben konnte. Sie war gerade auf dem Weg zu einer Freundin, die Ronjo bis Samstag behalten konnte, danach wg. ihres Jobs aber leider keine Möglichkeit hatte, ihn weiter zu betreuen.

Mir war klar, ich wollte Ronjo zu uns nehmen. Aber da war so viel zu bedenken: Ronjo zu nehmen war keine kurze Sache, das würde mindestens 6 Monate dauern und ich wollte doch Gita zu mir in Pflege nehmen – die Maus wartet schon so lange auf ihre Chance auf eine eigene Familie. Was war mit Urlaub – war das mit 3 Hunden machbar? Was war mit meinen Hunden? Konnten die sich anstecken?

Ich bat Steffi, mir eine Stunde Zeit zu geben. Also zurück ins Restaurant und alles mit meinem Mann besprechen. Aber ohne lange nachzudenken war auch für ihn sofort klar, dass Ronjo zu uns kommen musste. Also gleich wieder Steffi anrufen und die gute Nachricht mitteilen. Ich sagte Steffi auch, dass ich ein schlechtes Gewissen wg. Gita hatte, aber wir waren uns einig, dass sie bis Herbst ja im Streunerdorf gut aufgehoben ist.

Und dann kam Ronjo 2 Tage später zu uns – ich hätte losheulen können und auch mein Mann musste erst Mal tief Luft holen. Er sah ja auf den Fotos schon schlimm aus, aber ihn jetzt so zu sehen, das trieb einem die Tränen in die Augen. Wir bekamen von Eio und ihrer Freundin eine Liste, welche Medikamente er wann bekommen musste und spezielles Futter, denn der kleine Mann musste einiges an Gewicht zulegen, er war so dünn, dass man jeden Knochen sehen konnte – und das alles ohne Fell. Da seine Haut so juckte und er sich nicht wundkratzen sollte, musste er einen Reifen um den Hals tragen – er war wirklich ein Bild des Jammers.

Meine Hunde waren anfangs gar nicht von ihm begeistert – er roch so erbärmlich, dass meine beiden Mädels jedes Mal verschwanden, wenn er nur in der Nähe war. Sobald er sich bewegte, um sich z. B. auf seinem Kissen umzudrehen, riss seine Haut auf und blutete und „suppte“. Er konnte kaum laufen auf seinen geschwollenen Pfoten und seine Schnauze war ebenfalls so geschwollen, dass er wirklich Mühe hatte zu fressen.

Die ersten Wochen haben wir auf alle Hundekissen Handtücher und Decken gelegt und meine Waschmaschine lief gefühlt durchgehend, um sie zu waschen, da ja nach kurzer Zeit alles völlig verklebt war.

Die Therapie war relativ simpel: Neben den Tabletten mehrmals täglich bekam er einmal am Tag ein hochdosiertes Milbenmittel, das unter Leberwurst gemischt wurde, und er musste alle 2 Tage mit speziellem Shampoo gebadet werden. Ich wusste anfangs gar nicht, wie ich ihn anfassen sollte, um ihn in die Wanne zu heben, ohne ihm weh zu tun. Auch das Einshampoonieren hat wirklich Überwindung gekostet. Aber es wurde von Tag zu Tag besser. Zum Glück hatten wir super Wetter und Ronjo verbrachte die meiste Zeit draußen im Garten. Man konnte regelrecht zusehen, wie er an Gewicht zulegte und die Schwellungen an den Beinen und Schnauze zurückgingen.

Und mit der Zeit freundeten sich auch meine beiden Hunde mit ihm an. An Spielen war die ersten Wochen zwar nicht zu denken, aber es war schon eine riesige Freude, ihn durch den Garten laufen zu sehen. Nach 2 Wochen konnte ich auch endlich das erste Mal eine kurze Runde von 5 Minuten mit ihm spazieren gehen – er genoss es so sehr zu schnuppern und endlich mal die Umgebung zu erkunden.

Mittlerweile ist Ronjo fast 2 Monate bei uns und Freunde, die ihn nur die ersten Tage gesehen hatten und dann lange Zeit nicht, erkennen ihn nicht wieder. Er ist endlich wieder der kleine Racker, der die Bude rockt und uns ständig auf Trab hält. Er hat endlich die Kraft Welpe zu sein und holt alles nach, was er die letzten Wochen/Monaten nicht machen konnte. Er tobt durch den Garten, macht jeden Spaziergang mit Begeisterung mit und strahlt eine Lebensfreude aus, dass ich jedes Mal mit einem großen Grinsen nach Hause komme. Okay, er stellt auch einiges an und wenn er dann ausgeschimpft wird, dann schaut er einen an mit einem Blick der einem sagt: „Hey, ich bin es doch, der kleine kranke Prinz, den man einfach liebhaben muss.“ Zum Schießen.

Seit 3 Wochen bekommt er nur noch einmal täglich sein Milbenmittel und baden müssen wir ihn nur noch alle 4 Tage.

Und da mit dem kleinen Racker alles so gut klappt, kann sogar Gita mit der August-Tour in Pflege zu uns kommen.

Wie heißt es so schön – ENDE GUT, ALLES GUT.