… heute erzählt von „Steffi-Vet Doc“:

„Erlebnisse Bosnien hautnah“ … das war für mich (Steffi vet doc) immer relativ weit weg. Ab und an haben wir über die Praxis Spenden gesammelt, ab und an haben wir medizinische Fragen per Ferndiagnose geklärt und ab und an war auch schon mal ein Streuner zum Check bei uns in der Praxis. Die Wende kam mit „Brenda“ – mehrere Stunden versuchte ich einen mittlerweile stark verwachsenen Tupfer aus ihrer Bauchhöhle zu operieren. Dieser wurde wohl einige Monate zuvor bei ihrer Kastration in der Vet-Station in ihrem Bauch „vergessen“.

Wir verloren den Kampf um „Brenda“ – alle haben geweint, selbst unser kleiner Praktikant – und ab da war mir klar: Ich will das nicht länger hinnehmen und muss auch was tun, um meinen Beitrag für diese Tiere zu leisten. Also folgte ich der Einladung von Streunerglück, gemeinsam ein Kastrationsprojekt durchzuführen.

Nach einigem Hin und Her und etwas Organisationsaufwand ging es dann im Mai los. Anfangs, kurz nach der Landung in Kroation und auf unserer abenteuerlichen Autofahrt in Mr. Bobs Car bis nach Mostar, machten wir noch Späße über „Erlebnisse Bosnien hautnah“  … aber dann kam die Realität.

Für mein Empfinden bin ich in diesen Tagen in Mostar in eine Kluft zwischen Arm und Wohlhabend, zwischen einem Land, in dem vor noch gar nicht langer Zeit Bürgerkrieg herrschte und Verhältnissen wie sie für uns selbstverständlich sind und vor allem in eine Kluft zwischen dem Umgang mit Hund und Katz, wie wir es meistens für richtig halten und wie es die Menschen dort vor Ort für normal halten, geraten.

Schnell realisierte ich, dass nur Hunde bestimmter Rassen einen Wert zu haben scheinen, aber auch sie werden meist ihr ganzes Leben lang an einer Kette irgendwo im Hof gehalten. Mischlingshunde, also die meisten Streuner auf der Straße, schienen für die meisten Menschen eine ganz andere Art zu sein, schienen es nicht wert zu sein, dass man sich um sie kümmerte, schienen lästig zu sein. Rassehunde hingegen wurden zumindest beim Tierarzt vorgestellt, wenn sie krank waren, aber auch bekam ich oft genug mit, dass man mit ihnen durch Welpenproduktion gutes Geld verdienen konnte …

Wenn ich in dieser Zeit in Mostar nicht auch auf Menschen getroffen wäre wie zum Beispiel die Tierärzte, die uns völlig unkompliziert den OP-Raum ihrer Praxis zur Verfügung stellten, dann hätte ich gezweifelt. Die jeden Tag aufs Neue Aufklärungsarbeit bei den einheimischen Tierbesitzern leisten und für die Gesunderhaltung aller Hunde und Katzen arbeiten. Wenn ich nicht auf Frauen wie unsere Tierschützerinnen getroffen wäre, die neben ihrer alltäglichen Arbeit sich bedingungslos um all die Streuner auf Mostars Straßen kümmern, dann wäre ich frustriert. Wenn ich nicht auf den Streunerpapa getroffen wäre, dann wäre ich um ein wunderbares Erlebnis ärmer. Und wenn ich nicht all die jungen Mädels von Streunerglück getroffen hätte, die alles dafür tun, auch Geschöpfen, denen es noch schlechter als Hunden und Katzen in unseren Tierheimen geht, ein normales Leben zu ermöglichen – dann hätte ich neben all den traurigen Erlebnissen und Erfahrungen wohl wenig Positives aus unserem Einsatz wieder mitgenommen.

Aber so kann ich sagen: Toll, dass wir das gemacht haben! Ich freue mich, einen Teil der Welt mit meinen Augen gesehen zu haben, ich freue mich über jede Träne, die ich dort geweint habe und ich freue mich über jedes Lachen, das wir dort lachen konnten, ich freue mich über jeden Streuner, den wir operiert haben … und ich bin froh darüber auch etwas bewegt zu haben.

Und ich kann sagen: „Erlebnisse Bosnien hautnah“ sind mir direkt unter die Haut gegangen – und das ist auch gut so!