… heute erzählt von Steffi aus München:

Die Kastrationswoche Anfang Mai war gleichzeitig mein erstes Mal vor Ort in Mostar. Natürlich habe ich schon viel gehört und berichtet bekommen, aber live ist halt live.

Da die Strecke München – Mostar rund 1 000 km sind, sind Andrea und ich um 4 Uhr morgens gestartet, um möglichst freie Fahrt zu haben und nachmittags vor Ort anzukommen. Nach knapp 12 Stunden Fahrt haben wir es auch tatsächlich geschafft und waren da – na ja, so halb zumindest. Wir waren zwar in Mostar, aber leicht übermüdet, ohne Straßenschilder und funktionierendes Navi fiel die Orientierung sehr schwer und die Suche nach dem Apartment war wie die Nadel im Heuhaufen zu finden. Nach einigem Hin und Her in den Straßen (gern auch mal ohne StVO) haben wir durch die Hilfe eines unserer Mädels aus Mostar den Weg jedoch gefunden.

Der erste Eindruck war gemischt – der letzte übrigens auch –, da Mostar eine Stadt mit vielen Facetten ist. Es gibt leerstehende Ruinen neben pompösen Neubauten, Schotterstraßen (abseits der teilweise holprigen Hauptstraßen), die gerade mal so breit sind, dass ein Auto durch passt, und so tiefe Löcher haben, dass auch nach mehreren Wochen ohne Regen dort noch Wasser drin steht, und nicht zu vergessen die Vielfalt der Hunde, da es auf der einen Seite die herrenlosen Straßenhunde gibt und auf der anderen Seite gepflegte Rassehunde, die stolz von ihren Besitzern durch die Stadt geführt werden. Es gibt eine gemütliche und wirklich schöne Altstadt, viele nette Menschen und ein paar Gegenden, die so auch in Deutschland zu finden sein könnten, aber es gibt eben auch viel Armut und Dreck.
Auf der Rückfahrt haben wir über Mostar gesprochen und konnten am Ende nur sagen: Mostar ist halt Mostar, man kann es eben nicht mit anderen Städten vergleichen.

Die Orientierung fiel uns anfangs sehr schwer, aber da wir viel mit dem Auto unterwegs waren, mussten wir uns gezwungenermaßen Anhaltspunkte merken, wo wir wie fahren müssen, um ans Ziel zu kommen. Wir hatten generell drei Ziele vom Apartment: die Veterinärstation, wo die Kastrationen stattgefunden haben, unser Streunerdorf und das Büro einer unserer Helferinnen. Klingt einfach, war es aber nicht immer. Manchmal haben wir uns eine Reklame, ein spezielles Haus oder einen auffälligen Zaun als Anhaltspunkt gemerkt, aber oft wussten wir nicht, für welche Strecke der war und somit befanden wir uns durchaus mal auf dem Weg in die Vet, obwohl wir doch ins Streunerdorf wollten. Das war zwar manchmal frustrierend, aber meistens doch wieder witzig.
Am Ende hatten wir den Dreh raus und kamen gut von A nach B. Wenn wir beim nächsten Mal in einem anderen Apartment wohnen, geht wieder alles von vorne los – davor graut mir schon jetzt.

Welches Resümee ziehe ich nun also nach so vielen gemischten Gefühlen?

Mostar ist eine geografisch toll gelegene Stadt im Tal diverser verschiedener Berge. Der kleine Fluss rauscht und wenn man die Augen schließt, klingt es schon fast wie am Meer. Das Land ist sehr trocken und die Vegetation auch südländisch – bei dem Klima dort ist das natürlich klar. Viele Menschen sind herzlich und hilfsbereit und wenn nicht so viele Ruinen aus dem letzten Krieg überall leerstehen würden, wäre manch eine Wohngegend auch direkt viel ansprechender.

Traurig stimmen mich aber nun mal die vielen streunenden Hunde und Katzen. Wenn ich abends auf dem Balkon war, habe ich immer irgendwo Hundegebell gehört und auch einige Streuner gesehen. Mir wird bang, wenn ich an den rigorosen Straßenverkehr denke und wie die Streuner dort unbedacht mitlaufen.

Klar ist, hier will ich weiterhin helfen und es war sicher auch nicht mein letztes Mal vor Ort!