Wie ihr ja schon wisst, waren am vergangenen Wochenende mal wieder ein paar Mädels von uns vor Ort. Trauriger Anlass war der zweite und finale Teil der Evakuierung des Streunerdorfs. Heute berichtet euch Steffi aus München von dem Trip:
Am Donnerstagmorgen sind Andrea und ich in München gestartet. Am Vorabend haben wir noch das ganze Auto mit vielen tollen Spenden vollgepackt.
Erste Station war die Ausreise- und Quarantänestation in Gradiska.
Dort wurden unsere Schützlinge, die bereits bei der letzten Tour aus dem Streunerdorf geholt wurden, und die, die schon einige Wochen dort auf die Ausreise warten und ursprünglich aus Serbien kommen, begutachtet.
Alle waren munter und haben uns natürlich mal wieder sofort verzaubert – jeder auf seine eigene Art. Außerdem gab es einen Rundgang durch das Shelter, da wir beide es bisher noch nicht live gesehen haben. Dann wurden noch schnell Sach- und Futterspenden ausgeladen und schon ging es zur zweiten Etappe, nach Mostar.
Die Fahrt lief ohne Probleme, die Landschaft wurde staunend erkundet und ein kurzer Fotostopp musste auch eingelegt werden, weil es einfach eine schöne Strecke ist. Die knapp 300km von Gradiska nach Mostar haben fast 6 Stunden gedauert, weil man in der Dunkelheit dort lieber nicht schnell fahren sollte. Wir haben einige Streuner gesehen und hätten am liebsten direkt angehalten und alle eingesammelt. Aber wohin mit ihnen? Das Streunerdorf wird evakuiert und Gradiska ist nun voll… Es bricht einem das Tierschützer-Herz!
Um kurz vor Mitternacht waren wir dann nach 17 Stunden Trip da und fielen nach einem wohlverdienten Glas Wein kaputt ins Bett, um den nächsten Tag frisch zu starten.
Wir beide machen das ja nicht zum ersten Mal und waren gut auf alles vorbereitet: Freitagmorgen gab es den klassischen instant Kaffee und ein Milchbrötchen auf die Hand und los zum Streunerdorf! Die Emotionen gingen mit uns durch. Es war so leer und sollte am nächsten Tag komplett leer werden. Wie konnte es wo weit kommen? Was machen wir jetzt? Aber wir wären nicht Streunerglück, wenn wir nicht schon längst einen neuen Plan aushecken würden. Also haben wir die Ärmel hochgekrempelt und alles für den nächsten Tag vorbereitet und geplant.
Ein Teil wurde schon am Freitag von unseren Kooperationspartnern aus dem Tierheim in Split abgeholt und so blieben für die letzte Nacht noch 9 Hunde dort.
Dann ging es auch schon schnell weiter. Wir hatten eine Verabredung mit lokalen Tierschützern, die uns eine Pension zeigen wollten, sodass wir während der Planungs- und Aufbauphase vom Streunerdorf 2.0 weiterhin Hunde retten und versorgen können. Aber es kam ein Notruf dazwischen: Ein Hund wurde vor drei Tagen angefahren und liegt noch immer am Straßenrand. Wie bitte? Also nichts wie hin! Und da lag er: Ein wunderschöner, schwarzer Rüde, der kurzerhand Benny getauft wurde. Er wurde in eine Decke gewickelt, weil er offensichtlich nicht laufen konnte und sofort zum Tierarzt unseres Vertrauens gebracht. Die Diagnose: Das linke Hinterbein ist gebrochen und muss operiert werden. Das geht aber nur in Sarajewo. Also kam er erst zunächst an eine Infusion und ins Kühle, um sich erst einmal zu erholen. Wir sind aber guter Dinge, dass er alles gut und tapfer wegsteckt. (Mehr zu ihm in Kürze)
Danach ging es dann in die Pension außerhalb Mostars. Diese wäre eine gute Übergangslösung, um Hunde unterzubringen, ist aber auch mit Kosten verbunden, die wir erst einmal stemmen können müssen.
Nach einem kurzen Mittagessen mit Aida ging es zu unserer Katzen-Pflegestelle. Dort haben wir weitere Sach- und Futterspenden abgegeben und alle Katzen kennengelernt und begutachtet. Auch die Katzen haben es vor Ort nicht leicht und gehen gerne mal unter. An dieser Stelle also gerne noch mal ein Aufruf, dass wir immer wieder Pflege- und Endstellen für unsere Katzen suchen. 🙂
Nach so viel Action haben wir zwei uns dann einen ruhigen Abend in der schönen Altstadt gegönnt und sind früh schlafen gegangen.
Dann war der große Tag da: Die Evakuierung am Samstag! Es ging früh los. Wie sollten nur die 9 Hunde in unser Auto passen? Wir haben mit den Transportboxen etwas Tetris gespielt und es tatsächlich irgendwie geschafft, alles passend zu machen. Nachdem alle Hunde im Auto waren, musste es dann ganz schnell gehen. Es war 10 Uhr morgens und hatte schon über 30 Grad. Wir wollten also los und die Klimaanlage anmachen. Nach einem kurzen, aber emotionalen und tränenreichen Abschied vom Streunerdorf und vor allem von Jozo sind wir dann nach Gradiska gestartet. Es ging sehr still los. Wir beide mussten es erst einmal sacken lassen. Eine Ära geht zu Ende. Nun, ein paar Tage später, bin ich aber guter Dinge und freue mich auf alles was kommt!
Am Nachmittag waren wir dann wieder in Gardiska und trafen dort auf Steffi aus Hamburg und Katharina aus München. Alle Hunde wurden versorgt, dann bekamen wir Kaffee und Kuchen und drehten eine kurze Runde mit den Neuankömmlingen. Mensch, was sind die alle toll!
Abends sind wir dann noch nett mit Maja, die sich in Gradiska um unsere Hunde kümmert, essen gegangen und haben den Tag ausklingen lassen. Unsere Prinzession Nayla war auch dabei. Da sie in Mostar nämlich nur bei Aida im Haus gelebt hat, wollten wir sie nicht für die Nacht im Shelter lassen und haben sie daher mit zu uns ins Apartment genommen. Sie durfte auch bei mir im Bett schlafen. 😉 Denn am nächsten Tag durfte sie in ihr Zuhause ziehen!
Am Sonntag klingelte um 5 Uhr der Wecker und um 7 Uhr waren wir alle startklar.
Es ging super los und wir waren begeistert über unser Glück mit dem Verkehr – bis wir in Österreich waren… Dort jagte eine Sperrung die andere. Wir standen über eine Stunde komplett vor einem Tunnel und kaum ging es dann endlich weiter, kam nach 50 km ein erneuter Stau. Es war so frustrierend. Aus der laut Navi geplanten 15 Uhr Ankunftszeit wurde dann 19 Uhr.
Während ich dann abends kaputt in meinem Bett lag, fuhr Steffi noch komplett alleine nach Hamburg und war mitten in der Nacht dann auch mal endlich am Ziel.
Puh, was für ein Wochenende!
Mein Fazit ist aber durchweg positiv und nun hoffe ich, dass all unsere Streuner in Gradiska bald ein Zuhause finden.
Nun ist aus einem kurzen Reisebericht doch mal wieder ein halber Roman geworden. Aber wie soll man ein so ereignisreiches Wochenende auch kürzer darstellen?!