… heute erzählt von Julia aus München.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sehr einen eine Reise verändern kann. Man erlebt Sachen, die man davor vielleicht so noch nie gesehen hat, lernt neue Leute und eine andere Mentalität kennen und ist von den Ereignissen überwältigt. So erging es zumindest mir, als ich vier Tage in Bosnien-Herzegowina war.

Letzten Donnerstag begann die Reise. Früh morgens sind wir aufgestanden, haben unseren mit Spenden beladenen Transporter geschnappt und sind nach Mostar losgedüst. Ich wusste zwar, dass Bosnien-Herzegowina ein Stück weg ist, aber 12 Stunden war dann doch eine lange Reise. Dennoch sind wir sehr gut über die Grenzen gekommen und hatten keinerlei Verkehr – ein Glück!

Angekommen in Mostar kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich war bisher in einigen ärmeren Ländern gewesen, aber so viel Müll auf einem Haufen war auch für mich neu. In den Zentren kümmert sich die Stadt gut um die Müllbefreiung (den Touristen sei Dank), aber wenn man weiter nach draußen fährt, ist die Situation katastrophal. Müllbäume nannten wir die von Abfall und Plastiktüten überhäuften Sträucher. Und zwischen diesen Bergen leben wirklich Hunde, die tagtäglich um ihr Leben kämpfen müssen. Unvorstellbar! Teilweise wackeln ein paar Wochen alte Streuner umher, die unbeholfen im Müll graben, nur um etwas zu Fressen zu finden und um die nächsten Tage um die Runden zu kommen. Viele überleben nicht, da sie geschwächt sind und keinerlei Hilfe bekommen. Erst seit dieser Reise verstehe ich, was es heißt, Tierschutz in Bosnien-Herzegowina zu betreiben und wie viele Tiere unter den schlimmsten Bedingungen leben müssen. So komisch es klingt: Die Tiere auf den Straßen haben es vergleichsweise ja sogar noch gut, denn es gibt viele Bosnier, die ihre Hunde in Zwingern auf zwei Quadratmetern halten, angekettet – und das ihr ganzes Leben lang! Da musste ich ab und zu schwer schlucken und versuchen, die Fassung zu behalten.

Den Katzen geht es dabei leider nicht besser. Sie verstecken sich eher vor Menschen und verkriechen sich, sobald ihnen jemand zu nahe kommt. Als „Katzenlady“ war eines meiner Highlights auf der Reise der Besuch bei unseren zwei Pflegestellen in Mostar und Medugorje. Und ich kann euch sagen: Sind diese Katzen süß! Ich konnte mich kaum von ihnen losreißen und wollte am liebsten die ganze Zeit mit den Kleinen kuscheln. Auch sie haben so viele schlimme Dinge erlebt und sind teilweise schon mit ein paar Wochen zur Katzenmama in Mostar gekommen. Dort bekamen sie liebevolle Pflege und wurden nach und nach aufgepäppelt. Bei den Kleinen merkt man schnell, dass sie Menschen lieben und das Kuscheln und die Streicheleinheiten so sehr genießen. Ganz still lag Charlie mit seinen neun Monaten in meinem Arm, schnurrte und wollte gar nicht mehr herunter. Auch Trun verkroch sich schnell in meinem Regenmantel und schnurrte, was das Zeug hält. An Kratzen war da gar nicht zu denken! Das sind Eigenschaften, die ich sehr an einer Katze schätze und ich bin jedes Mal wieder gerührt, wie toll sich unsere Schützlinge machen.

Viele denken sich: Ach, die paar Streuner in Bosnien-Herzegowina – die Situation dort ist gar nicht so schlimm. Ich habe es mit eigenen Augen miterlebt und kann sagen: Doch, es ist schlimm! Und deswegen appelliere ich an jeden, die Augen offen zu halten, sich zu engagieren und einen Teil dazu beizutragen, dass es den Hunden und Katzen in diesen Ländern besser geht! Zusammen kann man mehr erreichen als alleine und es gibt so viele, die unsere Hilfe benötigen. Deshalb nicht einfach wegschauen, sondern aktiv mithelfen!