… heute erzählt von Heike aus Landshut:

Mein erster Trip nach Bosnien

Es war Donnerstag, ca. 4:45 Uhr, als die Reise startete. Andrea holte mich von zu Hause ab. Am Vortag hatten wir bereits den Transporter mit vielen Spenden beladen. Darunter wie immer eine Menge Futter.

Die Fahrt war ruhig und wir kamen schnell voran. Andrea meinte, dass es wohl die schnellste und unkomplizierteste Fahrt aller Zeiten war … gut, man muss einfach nur die richtige Person dabeihaben. 😉

Ich wünschte mir vor der Abreise 28 Grad und Regen in Mostar (es hatte die Woche zuvor täglich 45 Grad), zudem einen netten Grenzbeamten und einen großen Parkplatz direkt vorm Haus. Der Grenzbeamte war schon mal nett und winkte uns nach Kontrolle der Pässe einfach durch. In Mostar angekommen (es hatte 24 Grad und regnete nicht mehr 😉 ), fanden wir einen Parkplatz direkt vorm Haus und bezogen die Wohnung, die uns Tina zur Verfügung stellte. Sehr hübsch eingerichtet und Gott sei Dank mit Klimaanlage, denn im oberen Stockwerk herrschte immer noch eine brütende Hitze.

Wir gingen nun Richtung Altstadt, wobei dies recht abenteuerlich war, da Andrea ihren Angaben zufolge so viel Orientierungssinn wie n Gartenzaun hat … nach etwas Rumirren fanden wir aber die wirklich herrliche Altstadt von Mostar. Wunderschön am Fluss gelegen, sehr idyllisch und beeindruckend. Einfach toll und ein totales Gegenteil zu dem, was noch auf uns wartete.

Am darauffolgenden Tag holte uns eine Frau, die für uns als Pflegestelle vor Ort fungiert, ab. Wir gingen zusammen mit ihr in ihre Wohnung, wo sie sich um diverse Katzen und andere Tiere kümmert. Hier war u. a unsere Lilly (auf der HP zu finden) untergebracht.
Lilly war so freundlich und freute sich über die Aufmerksamkeit von uns … wer einen
wirklichen Goldschatzhund sucht, sollte nach Lilly fragen.

Weiter ging es nun zu einer anderen Pflegestelle, in der Mia und Bosse „wohnen“. Da wir bis dahin kaum Infos zu den beiden und auch zu Lilly hatten, war das Treffen natürlich extrem super. Nun hatten wir aktuelle Fotos und auch Beschreibungen.

Nach kurzer Pause wurden wir erneut abgeholt, diesmal von Tanja. Einer weiteren Tierschützerin vor Ort, mit deren Verein wir seit Kurzem kooperieren. Wir fuhren ein Weilchen und landeten bei einer wirklich tollen Pflegefamilie, bei der wir auf Mellow und Billy trafen. Man merkte sofort, wie liebevoll sich die Familie um die Hunde kümmert. Ein tolles Plätzchen für die Schützlinge.

Wieder zurück in Mostar, fuhren wir zu unserer „Stammtierschützerin vor Ort“ ins Büro.
Außer Wlan, welches wir immer sehr begrüßen, um Updates nach Deutschland zu geben, warteten dort auch einige unserer Streuner auf uns. Darunter Lee, Nikita, Shaloma, Betty und Co.

Wir fuhren dann los, um unsere kranken Welpen aus der Veterinärstation zu holen, wo sie den Vormittag über am Tropf hingen und versorgt wurden. Liva, Dexter und Mila. Unsere liebe Mila überlebte die darauffolgende Nacht, trotz der großen Mühe aller vor Ort, leider nicht.

Am nächsten Tag trafen wir uns erneut mit unserer Tierschützerin und dann ging es ab ins Streunerdorf.  Die „Straße“ dorthin ist der Hammer. Schotterpiste mit Schleudertrauma-Garantie. Ich hoffte nur, dass links und rechts die Felsen hielten. Gefühlt fuhren wir 2 Std. … waren aber nur 20 Minuten.

Nun sah ich es das erste Mal: unser Streunerdorf. Ich persönlich hatte mir das Ganze etwas größer vorgestellt. In echt sind es aber nur so um die 300 qm.

Wir trafen Jozo und seinen Hund Shaggy (ein echter Wachhund) und unsere Welpchen (Casey, Liko, Lou, Windy und Susi), die alle bei Jozo wohnen. Erst mal gabs einen Kaffee von Jozo, den er uns wie immer nach einer herzlichen Begrüßung servierte. 🙂 Dann gingen wir über den Trampelpfad zu unseren Schützlingen. Vor dem Tor angekommen, stand das Begrüßungskomitee … nämlich alle! 😉

Fröhliches Rumgehüpfe um uns herum, einige Kratzer und irrsinnig viel Freude, das war es, was uns im
Gehege erwartete. Wir versorgten die Hunde mit Zecken- und Flohmitteln und schauten ihnen eine Weile zu. Ich fand Vicky besonders toll. Klar ist sie wild und kraftvoll, aber mit etwas Erziehung ist das ein Traumhund.

Samstagnachmittag gönnte ich mir ne Auszeit, während Andrea nochmals im Streunerdorf die Hunde versorgte.

Nachdem wir morgens erneut im Büro bei unserer Tierschützerin waren und nach den kranken Welpen schauten, noch eine Pflegestelle besuchten und Bea trafen, ließ ich mich in die Wohnung fahren und machte erstmal ein Schläfchen. Ich werde dieses Jahr das 4. Mal 39 und da kann Hitze und Schlafmangel zum Problem werden. 😉

Abends trafen wir uns noch mit den Mädels auf einen Drink und besprachen ein paar Zukunftspläne.

Sonntag fuhren wir mit Tanja in eine der Pflegestellen. Oki, Cindy, Sammy, Bety, Donna und Negra sind dort untergebracht. Die Umgebung dort ist super toll und die Hunde auch wirklich sehr gut versorgt. Verblüffend an Negra: Sie schaut auf den Fotos ganz anders aus als in echt. Wenn man sie persönlich trifft, hat sie einen viel liebevolleren Blick. Dazu kommt ihre Freundlichkeit … ein wirklich toller Hund!!

Wir nahmen Cindy mit, da sie am nächsten Tage mit nach Deutschland fahren sollte und dann kurzzeitig mit in die Wohnung kam, wo wir best Buddies wurden.

Erneut fuhren wir ins Streuerdorf, denn es kam Besuch. Eine Familie, die gerade in Kroatien Urlaub machte und sich gerne alles anschauen wollte. Kurz nach der Gassirunden mit den Besuchern krachte es erst mal ordentlich. Ein richtig starkes Gewitter mit Platzregen und riesen Lärm. Ich war in Jozos Hütte, während die anderen bei den Streunern waren. Zwischendurch trafen Tanja und ihr Mann ein und brachten Mellow ins Dorf, der erst mal kurz entwischte und dafür sorgte, dass Tanja und ihr
Mann klitschnass waren. Nun waren aber alle Mitreisenden im Streunerdorf.

Am Abend fuhren wir mit einer weiteren Tierschützerin in die städtische Veterinärstation in Mostar. Jeder hat ja mitbekommen, wie grausam es dort ist. Ich muss sagen, ich fand es nicht grausam. Denn grausam wär noch zu schön für das, was sich mir bot. Barbarisch und absolut unmenschlich!! Eine kleine Hündin mit einer frischen Kastrationsnarbe voller Eiter, Hunde eingepfercht in einen großen Käfig, Dreck und Müll überall, die Welpen schrien und überall Augen, die sagten: „Nimm mich mit!“. Ich frag mich wirklich, wie Menschen in der Lage sind, so etwas Mitlebewesen anzutun und wie kalt man sein muss, um dieses Leid zu ignorieren.

Montag frühmorgens fuhren wir um 5:30 ins Streuerdorf. Wir packten unsere Reisebuddys ein und fuhren Richtung Grenze. Auch diesmal war die Fahrt ohne Probleme … In Österreich sahen wir einen wirklich unglaublichen Unfall, der sich vielleicht 5 – 10 Minuten, bevor wir dort waren, ereignete. Ein Kieslaster fuhr mit hochgestellter Ladefläche auf die Autobahn und bleib an einer Brücke hängen. Auf der Autobahn lagen Brückentrümmer und die Ladefläche … Dem Fahrer schien nichts passiert zu sein … einfach unglaublich. Wir hatten Glück, hier noch durchzurutschen, da dieser Unfall sicher zur Totalsperre wurde.

Gegen 19:30 schmiss mich Andrea in Landshut raus und fuhr nach München weiter, wo die Hunde, die uns begleiteten, übergeben wurden. Mein Mann holte mich ab und wir fuhren nach Hause, wo meine Jungs und mein Mädel schon auf mich warteten und sich freuten, dass ich heile wieder zu Hause war.

Es waren ereignisreiche Tage, die man nie vergessen wird. Erst wenn man mal alles live gesehen hat, begreift man so wirklich, warum wir das alles machen.