… heute erzählt von Heike:

Es war vor ein paar Wochen an einem Samstag.

Wir machten uns abends gegen 18 Uhr auf den Weg nach München, um unser Pflege-Mädchen Andy am Treffpunkt abzuholen. Voller Vorfreude fuhren wir auf den Parkplatz und sahen, dass die Rasselbande aus Mostar bereits angekommen war. Fluffy, Andy, Hearty und Marty liefen schon angeleint in alle Richtungen und freuten sich über alles und jeden.

Zwar war Andy unser Pflege-Mädchen, aber als wir Hearty sahen, dachten wir beide (mein Mann Stefan und ich): Gott sei Dank hat diese kleine Maus eine Pflegestelle mit Option auf Endstelle gefunden. Uns war völlig klar, dass dieses schwarz-weiße Knäul niemals mehr unser Haus verlassen würde. Wir wollten eigentlich keinen zweiten Hund mehr, zumal wir unsere Hündin Lili erst einige Wochen zuvor altersbedingt und auch krankheitsbedingt einschläfern lassen mussten.

Nach einigem Streicheln und Spielen mit den Hundis packten wir unsere Andy ins Auto, erledigten, was erledigt werden musste, verabschiedeten uns von allen und fuhren nach Hause.

Dort angekommen bekam Andy erst mal was zum Essen. Danach gaaaanz viele Kuscheleinheiten von jedem unserer Familie. Andy schien es bei uns zu gefallen, speziell die Vorteile des Sofas waren ihr sofort bewusst.

Die erste Nacht verlief etwas unruhig, da Andy nicht gerne in ihrer Box blieb und sie wahrscheinlich gerne bei uns im Bett geschlafen hätte. Stefan ging einige Male mit ihr in den Garten, aber sie musste nicht und machte auch nichts in ihre Box … wir waren sehr stolz auf sie.

Ich war an diesem Morgen mit einer Gassi-Gruppe verabredet und war gerade im Begriff, mich fertig zu machen, als mein Handy klingelte. Es war Steffi von Streunerglück.

Etwas überrascht nahm ich den Anruf entgegen. Nach etwas Smaltalk fragte ich Steffi nach dem Grund ihres Anrufes. Nun kam etwas, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Steffi fiel mit der Tür ins Haus und fragte mich, ob ich noch einen Welpen aufnehmen könnte. Ich wiederum fragte sie, ob sie nicht ganz dicht sei. 😉 Zwei Welpen und unser Teddy, das ist selbst mir ein bisschen viel.

Ich fragte, wer denn jetzt schon eine neue Bleibe sucht und warum? Steffi eröffnete mir, dass Heartys Pflegeeltern angerufen hätten, schon am Tag zuvor einmal und am Morgen erneut. „Der Hund muss heute noch weg“ war deren Auskunft. Hearty sei stur, würde nix lernen und man bekäme sie mit nix zur Ruhe. All das wussten diese „Fachleute“ innerhalb von wenigen Stunden. Auf den Einwand von Steffi „Der Hund hatte 14 Std. geschlafen und ist jetzt fit und natürlich etwas aufgedreht, aber das legt sich in den nächsten Stunden und es ist ja schließlich ein Welpe“ kam nur „Nein, das geht nicht“ und der Hund müsse heute weg, weil ja auch schließlich die Katze schon weggelaufen sei.

Solltet ihr nun ein Fragezeichen im Gesicht haben … ich hatte es auch. 😉

Ich sagte Steffie, dass ich schauen werde, ob ich evtl. ein anderes Pflegeplätzchen für Andy bekommen könnte. Nach der Beschreibung schien sie mir die Ruhigere und damit die unkompliziertere von beiden zu sein.

Ich fragte in der Gassi-Runde, ich fragte Freunde, ich fragte Facebook-Bekannte, aber niemand war bereit, Andy zu nehmen.

Ich war etwas verzweifelt. Andrea von Streunerglück schrieb mir via Facebook, dass man für den äußersten Notfall eine Pflegestelle hätte, aber nur wenn wirklich gar nichts anderes gehen würde.

Eigentlich hatte ich resigniert. Nachdem Andy sich etwas mit Fremdbewohnern schwertat und sich permanent kratzte und dabei auch jammerte, rief ich die Familie Meindl an, die Robbie aufgenommen hatten. Ich wusste von ihr, dass sie noch Exspot oder sowas zu Hause hatte und fragte sie danach. Sie bestätigte mir meine Vermutung und meinte, dass sie es mir später vorbeibringen würde, da sie eh ihre Männer zum Dampflock nach Landshut zum Bahnhof fahren würde.

Gesagt, getan, ein, zwei Std. nach unserem Telefonat kam sie vorbei. Robbie und ihre Tochter Leni waren auch dabei. Ich bat sie herein und bot ihr einen Kaffee an. Da sahen die beiden die kleine Andy und waren hin und weg.

Bettina meinte dann zu mir: „Ja, Jürgen hatte schon gesagt, weshalb nehmen wir Andy nicht zur Pflege.“ Daraufhin meinte ich: „Ja, wieso eigentlich nicht?“ Bettina meinte, ja wegen der vielen Arbeit und sie sei sich nicht sicher, da Robbie ja immer noch so viele Ängste habe und dadurch schon sehr kompliziert ist (was er auch wirklich war!!!) … sie wüßte halt nicht so genau, außerdem müsse sie dann auch ihre Männer fragen.

Ich meinte, sie würde die Männer ja eh wieder vom Bahnhof abholen. In der Zeit sollten doch Leni und Robbie einfach hier warten und sie sollte die Männer hier herbringen.

Als Bettina nun weg war, passierte etwas Erstaunliches. Andy lief durch die Terrassentür, die Stefan öffnete, in den Garten. Robbie, ganz fasziniert von Andy, lief an Stefan ganz nah vorbei, ohne zu zögern oder zu zucken (Robbie hatte wahnsinnige Angst vor Männern und ist bis dato nicht mal in die Nähe gegangen). Stefan schaut mich an, ich Stefan und sagte dann: „Ich glaub, das mit Andy ist eine saugute Idee.“

Nach einigen Minuten kam nun der Rest der Familie Meindl. Jürgen war etwas irritiert, weshalb er noch mit zu uns fahren musste, sah dann aber Andy und meinte nur „haben wollen“. 😉 Auch die Kinder Johannes und Leni waren dafür. So zog Andy dann bei Meindls ein.
Hier nun der Auszug aus der Konversation zwischen Andrea und mir:

• Heike Essir
warte noch ein klein bisschen…bis 17 : 30…ich glaub ich hab ne Option

16:55
Andrea Wiegartner
Ok. Wäre ja Super. Dann brauch ich’s final bitte

16:56
Heike Essir
Bettina Meindl ist grad da und hat sich in Andy verliebt. Robbie ist auch grad da Die Männer der Familie sind noch mit der Dampflock am fahren (fährt hier hin und wieder) Sie kommen um 17:30 zurück und dann wird final entschieden…nachdem aber Jürgen eh schon zu Bettina gesagt hat „nehmen wir sie halt“ schaut das echt gut aus

16:57
Heike Essir
dann könnte Hearty zu uns

16:57
Andrea Wiegartner
Was? Und dann Robbie und Andy ?
Oder wie?

16:58
Heike Essir
ja….ich glaub sogar dass das Robbie gut tun könnte

16:58
Andrea Wiegartner
Ja fände ich ja Super cool

16:58
Heike Essir
er findet sie super

16:58
Andrea Wiegartner
Wenn die das schaffen
Sofort

16:59
Heike Essir
hör mal Robbie ist so ziemlich der komplizierteste Hund den ich kenne und sie kommen klar mit ihm …die Familie packt das ohne Probleme

17:00
Andrea Wiegartner
Geil
Wäre Mega
Mein ok haben sie sofort
Das wäre Super Mega toll
Wenn das jetzt echt klappt, flipp ich aus vor lauter Freude

17:47
Andrea Wiegartner
und, darf ich ausflippen??

18:03
Andrea Wiegartner
ich piesel mir gleich in die hoooooose

18:10
Heike Essir
ja du darfst ausflippen

Bereits eine Stunde danach kamen die Pflegeeltern von Hearty hier an. Aus meiner Sicht war das eine deutliche Rekordzeit vom Ammersee nach Landshut. Sie mussten quasi auf gepackten Koffern gesessen haben, um endlich den Hund los zu werden.

Als ich das Auto herfahren sah, ging ich raus, um zu zeigen, wo wir wohnen. Sie holte Hearty aus dem Wagen und meinte: „Na, jetzt hier im Auto hat sie mal geschlafen.“ Ich nahm die Leine entgegen und führte Hearty Richtung Eingang. Die Pflegemutter nahm einen Sack Futter und stellte ihn vor meine Haustür. Danach kam noch „Ah, ihr Plätzchen“, welches mir dann in die Hand gedrückt wurde.

Eigentlich wollte ich sie ja reinbitten, aber ich kam gar nicht dazu, da sie es offensichtlich sehr eilig hatten. Vor meiner Tür tätschelten sie Hearty am Kopf und meinten: „Mei, hier hat sie es bestimmt besser wie bei uns“, danach folgte eine mitleidiger Blick, der sich aber im Umdrehen bereits in einen Puh-endlich-isse-weg-Blick verwandelte. Ein kurzes „Tschüß“ folgte und sie fuhren davon. So zog Hearty bei uns ein.

Die erste Nacht mit Hearty war unkompliziert. Sie schlief tief und fest, war nicht unruhig und musste noch nicht mal raus. Als stur könnte ich sie jetzt auch nicht bezeichnen und lernwillig isse ohne Ende.

Am nächsten Tag beschlossen wir, der Name „Hearty“ geht gar nicht. Man kann das einfach nicht rufen, es flutscht nicht richtig. Also überlegten wir einen Namen. Die Auswahl war groß, die Favoriten waren „Gute Ute“, „Wilde Hilde“ oder „Flotte Lotte“ … Lotte gewann. Ich glaub, wenn man dem Baby den eigenen Namen gibt, ist es sowieso schon vorbei mit der Pflegestelle.

Bei Meindls zu Hause geschah inzwischen eine wunderbare Wandlung. Robbie, der Angsthase, oder wie Meindls sagen „der bosnische Muthund“, der niemals zuvor zu seinem Herrchen Jürgen ging, verlor zusehend seine Ängste und taute völlig auf. Andy gab ihm wohl so viel Sicherheit, dass er sich langsam zu einem normalen, angstfreien Hund entwickelte, was er heute, nach 4 Wochen Andy-Anwesenheit, auch tatsächlich ist. So eine schnelle und tolle Entwicklung wäre noch nicht mal durch intensives Training möglich gewesen.

Anfänglich versuchte ich durch Inserate ein endgültiges Zuhause für Lotte zu finden. Es kamen einige Anfragen, die meiner Meinung nach nicht gut genug für Lotte waren. Nach zwei Wochen kam aber eine Anfrage, die sich wirklich gut anhörte. Ich vereinbarte einen Besuchstermin. Das Blöde war nur, ich hatte Bauchschmerzen bei dem Gedanken, dass jemand unsere Lotte einfach mitnehmen würde. Meine Männer und auch unsere Freunde hätten mich gesteinigt, hätte ich Lotte weggegeben.

Am Tag nach der Besuchsterminierung schrieb ich Andrea die Nachricht, dass ich Lotte nicht mehr hergeben kann und auch nicht will. Ich sagte den Termin ab. Eine Woche später schrieb ich: „Lotte hat jetzt ne Endstelle und ich fall dauerhaft als Pflegestelle aus und will auch nix mehr mit dem Verein zu tun haben.“ ;-).

Lotte ist nun unser Mädchen. Auch unser bosnischer Brummel-Bummelbär Teddy findet Lotte toll.
Andy durfte fest bei Familie Meindl bleiben.

Hier gesagt und ich hoffe, ihr lest das: IHR SEID SPITZE!! Ihr hattet es so schwer mit Robbie und habt durchgehalten. Andy hat euch so sehr geholfen und ihr schlussendlich ihr.

Es war wohl wirklich alles Schicksal und es musste so sein, doch es ist unglaublich schön, wie es nun ist.